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Westdeutsche Zeitung: Auf der bioethischen Rutschbahn

Archivmeldung vom 03.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer sich empört, sucht nach starken Worten. Und so legen die Reaktionen auf die britischen Forschungen mit Mensch-Kuh-Embryonen den Verdacht nahe, eine Schar verrückter Forscher schaffe ein Monstrum mit dem Körper eines Rindes und dem Kopf eines Menschen.

Das ist Unfug, denn tatsächlich geht es den britischen Humangenetikern nicht darum, Fabelwesen auf die Menschheit loszulassen. Sie wollen lediglich die Produktion embryonaler Stammzellen erleichtern, mit denen man möglicherweise irgendwann Krankheiten wie Alzheimer heilen kann. Doch ganz unabhängig von der ideologischen Frage, in welchem Stadium der Zellteilung Leben beginnt: Die Fusion von menschlichem und tierischem Erbgut ist ein Irrweg, und zwar zunächst einmal aus einem pragmatischen Grund. Mittlerweile zeigt die Genetik bessere Wege auf, den Verbrauch menschlicher Eizellen einzuschränken. Ein hoffnungsvoller Ansatz ist die Forschung an erwachsenen Körperzellen des Menschen, die zu Stammzellen umprogrammiert werden und künftig embryonale Erzeugnisse ersetzen könnten. Aber die Chimären-Forschung führt nicht nur medizinisch in die Sackgasse: Jede Vermischung von menschlicher und tierischer Erbinformation bleibt ein ethischer Tabubruch, der die biologische Integrität unserer eigenen Spezies gefährdet. Fallen erst die Grenzen zwischen den Arten, steigt das Risiko, dass Krankheiten über Artgrenzen hinweg übertragen werden. Das zentrale Argument gegen Chimären-Forschungen bleibt die fehlende Kalkulierbarkeit. Schon ist es Humangenetikern gelungen, Mäuse zu züchten, in deren Hirnen menschliche Nervenzellen arbeiten. Ein humanisierte Maus erlangt zwar keine höhere Bewusstseinsstufe. Aber was wäre, würden Genetiker ähnliche Experimente an unseren nächsten Verwandten, den Affen, vollziehen? Niemand will ausschließen, dass die Grenze zwischen Mensch und Tier damit endgültig eingerissen würde. Genvermischung ist keine Phantasterei, und die Forscher der Universität von Newcastle befinden sich längst auf einer bioethischen Rutschbahn. Großbritannien wird sie nicht aufhalten, aber vielleicht ein internationales Regelwerk. Nun steht die Europäische Union in der Pflicht.

Quelle: Westdeutsche Zeitung


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