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Verlustprojekt: Zu Delivery Hero

Archivmeldung vom 23.12.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Ebenso überraschend wie die Rückkehr auf den deutschen Markt vor wenigen Monaten kommt nun die Ankündigung von Delivery Hero, den Heimatmarkt schon wieder aufzugeben. Offenbar läuft das Geschäft hierzulande so schlecht, dass keine andere Wahl bleibt, als den Stecker zu ziehen. Damit entpuppt sich der im vergangenen Mai verkündete Wiedereintritt - das ursprüngliche Deutschlandgeschäft wurde Ende 2018 an die heutige Just Eat Takeaway verkauft - als grandiose und teure Fehlentscheidung.

Die seinerzeit präsentierte Einschätzung, der hiesige Markt sei noch nicht ausreichend erschlossen und biete großes Potenzial, war falsch. Auch ein für tiefrote Zahlen bekanntes Unternehmen wie Delivery Hero muss ungeachtet aller Expansion auf betriebswirtschaftliche Rationalität achten.

Analysten standen dem Projekt von vornherein skeptisch gegenüber, da sie zu Recht hohe Verluste befürchteten. Selbst Firmenchef Niklas Östberg sprach von einem Investitionszeitraum von zehn bis 15 Jahren, um in Deutschland an die Spitze zu gelangen. Doch die Dominanz des Konkurrenten Lieferando war den Berlinern ein Dorn im Auge, was nachvollziehbar ist: Wer bestellt schon gern auf der Plattform eines Konkurrenten, um sich das Mittagessen an den Arbeitsplatz liefern zu lassen? Entsprechend schwer wird den Managern der Rückzug aus dem Heimatmarkt fallen.

Die Begründung, man sei jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als beim Eintritt, spiegelt bestenfalls die halbe Wahrheit wider. Weder das Vorpreschen von Uber Eats noch der Markteintritt des US-Schwergewichts Doordash kommen unerwartet. Ähnliches gilt für den Umstand, dass Investoren immer mehr Geld in Expressdienste wie Gorillas und Flink stecken und damit aggressiv wachsende Konkurrenten heranzüchten, die Delivery Hero im Geschäft mit Lebensmitteln das Leben schwermachen. Allenfalls die Wucht, mit der Wettbewerber nach Kunden und Marktanteilen greifen, mag überraschen. Ein wenig komisch wirkt der Hinweis, dass auch der Mangel an Fahrern bei dem Rückzug eine Rolle spielt. Mehr als nur Mini-Entlohnung zu zahlen und bessere Arbeitsbedingungen hätten Abhilfe schaffen können.

Dem Abgang von Delivery Hero werden weitere Bereinigungsschritte folgen. Denn nach wie vor ist der Liefermarkt überhitzt, weil Investoren Unsummen zu aberwitzig anmutenden Bewertungen ins Onlinegeschäft mit Lebensmitteln pumpen. Die meisten Anbieter verbrennen weiterhin viel Geld. Auf die Dauer wird das nicht gehen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Helmut Kipp

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