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Weser-Kurier: Diktatur als Doppelstunde

Archivmeldung vom 26.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Man wird es nicht schaffen, auch nur einen Abend quer durchs bundesdeutsche TV-Angebot zu zappen, ohne mit der NS-Zeit konfrontiert zu werden. Bei der darauf folgenden deutschen Diktatur, die gut dreimal so lange währte, sieht es schon anders aus: "Das Leben der anderen", "Der Tunnel" oder "Die Frau vom Checkpoint Charlie" sind einsame Glanzlichter, vor allem zur Unterhaltung eines Massenpublikums produziert.

Dokumentationen über den ganz alltäglichen Terror der Stasi, Täter wie Opfer bekommt man noch seltener zu sehen. Vielleicht - das sei den Programmdirektoren zugestanden - weil die Zustände in der DDR im Westen immer schon nur eine Minderheit wirklich interessiert haben. Zumeist diejenigen, die ohnehin überdurchschnittlich informiert waren, weil sei "drüben" Verwandtschaft hatten. Zudem trifft das, was Hannah Arendt einst über den braunen Schreibtisch-Massenmörder Adolf Eichmann sagte, auf das SED-Regime noch viel mehr zu: die "Banalität des Bösen". Am Ende waren zwar Ruinen und beträchtliche Umweltschäden zu besichtigen, aber eben keine Leichenberge und Massengräber, keine ausradierten Städte, keine Flüchtlingsströme. Einen Film wie "Der Untergang" könnte man über das Ende der DDR nicht drehen. Diese graue Diktatur welkte einfach dahin, weil ihr das Tauwetter von Glasnost und Perestroika nicht bekam. Das ist wenig "sexy" für Film und Fernsehen, zugegeben. Erschütternd ist aber, dass man offenbar in den meisten Kultusministerien die gleichen Maßstäbe angelegt hat wie in den Intendanzen der Sender: Man handelt die DDR als Doppelstunde ab - und nicht als Fortsetzung der deutschen Katastrophe. Vor diesem Hintergrund muss man die Ergebnisse der Studie der Freien Universität Berlin betrachten. Dass die Verklärung in den Ost-Bundesländern besonders stark ist, verwundert nicht: Hier wirken vielfach noch Lehrer, die quasi von Margot Honecker handverlesen wurden. Und für die DDR gilt wie für alle Diktaturen: Wer wenig über sie weiß, beurteilt sie positiver - mit allen negativen Folgen für die Gegenwart.

Quelle: Weser-Kurier (von Jörg Helge Wagner)

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