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Lausitzer Rundschau: 17 Jahre deutsche Einheit

Archivmeldung vom 02.10.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das vereinheitlichte Deutschland, das jetzt in sein 18. Jahr kommt, ist ein seltsamer Gemischtwarenladen. Da gibt es für jeden etwas, aber es ist lange nicht alles nach jedermanns Geschmack. Immerhin ist der nicht länger in der gewohnten Weise sortiert. Das Land scheint sich endlich zu lösen von dem West-Ost Gegensatz, der seit dem Kriegsende alles zu bestimmen schien.

Da gibt es jetzt tatsächlich Gegenden im Osten, die stehen ganz gut da, besser allemal als die Armutshäuser im Westen. Die Arbeitslosenstatistik taugt nicht mehr zum Nachzeichnen der einst alles prägenden Grenze, jedenfalls nicht mehr im sattsam bekannten Ausmaß Bremen hat jetzt eine höhere Erwerbslosenquote als Thüringen. Politisch werden wir in den nächsten Monaten im Westen den Einzug in die Landtage und Rathäuser einer aus der SED-Restmasse gespeisten Linkspartei mitverfolgen können, allen voran in der allerwestlichsten Landeshauptstadt, in Saarbrücken.
Es findet jetzt auch plötzlich die überfällige Debatte statt um die DDR, um Verantwortung und Schuld. Und dabei kommt tatsächlich die Frage vor ein Millionenpublikum, wie Menschen in Ost und West gleichermaßen wegschauen konnten, nicht wahrhaben wollten, was geschah an Verbrechen unter der Herrschaft der SED.
Es ist etwas aufgebrochen, zerbrochen an scheinbar Selbstverständlichem in den letzten Monaten. Es ist der langsame Abschied vom liebgewordenen Denken. Der Westen hatte sich ja mehrheitlich damit abgefunden, dass da noch etwas ist im Osten, was ihm viel zu teuer kommt und schon deswegen nicht mehr teuer ist. Und der Osten trotzte konsequent zurück. Es sollte sich keiner anmaßen zu glauben, es gebe etwas zu verbessern, wenn man sich so gründlich damit abgefunden hat, dass es schlecht genug ist. Das steht jetzt nebeneinander, das zur Tradition gewordene Mißtrauen und die tatsächliche, widersprüchliche Lage.
Die wesentlichen Fragen bleiben dabei zunächst offen. Was Deutschlands Soldaten auf anderen Erdteilen sollen, wieviel einer bekommen muss, der sich tagtäglich abrackert, wo der starke Staat und die Menschenwürde nicht mehr zusammenpassen - bei den Antworten darauf ist Deutschland weiter denn je entfernt von der Einheit. Das Land lebt im Übergang, und wird regiert von einem erklärten Auslaufmodell. Aber diese Ungewissheit ist auch ein Segen. Sie war längst überfällig. Es ist 17 Jahre nach der ordentlich verhandelten Einheit höchste Zeit für einen soliden Streit um die Zukunft. Dabei wird dann auch endlich klar werden, dass es nicht zwei, sondern vier Himmelsrichtungen gibt.

Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau


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