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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Pannen beim Zentral-Abitur"

Archivmeldung vom 10.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das ist er - der Stoff fürs diesjährige Sommer-Theater in Düsseldorf: Zwei Matheaufgaben, die angeblich kein normal Sterblicher Mensch rechnen kann, und Schulpolitik, in der alle mitreden dürfen. Gestern hat Schulministerin Barbara Sommer höchstselbst die Reißleine gezogen und im Streit ums Mathe-Abi den Schülern, die es wünschen, ein zweite Chance eingeräumt.

Die Kehrtwende im wochenlangen Gezeter und Gefeilsche um zwei inzwischen berühmte Mathematikaufgaben ist vernünftig, wenngleich nicht ohne Tücken. Welcher Schüler hat nicht schon einmal versucht, eine vermasselte Klassenarbeit durch raffinierte Argumente auf die rettende »Vier minus« hochzuhandeln? Große Diplomaten sollen so ihr Talent entdeckt haben. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seine Koalition wollten das Zentralabitur. Sie haben es bekommen und sich zugleich den früher dezentralen Ablasshandel auf die Düsseldorfer Bühne geholt. Einst gingen diskussionsfreudige Schüler nach der Notenvergabe »nach vorne«, heute loggen sie sich im Internet bei spickmich.de ein und liefern der Opposition ein willkommenes Argument nach dem anderen. Schon berichten Schülervertreter von weiteren »Problemfächern«, fragen an, ob man nicht auch über Biologie, Sigmund Freud, Niederländisch und ein verschobenes Komma in Erdkunde reden könne... Ministerin Sommer war selbst viel zu lange im Schuldienst, als dass sie die schulpraktische Seite des Problems nicht kennen müsste. Aber in diesen hitzig hochsommerlichen Tagen ging es in ihrem Hause um etwas anderes: die Qualität der Vorgaben von oben. Eigentlich will die neue schwarz-gelbe Schulpolitik mit ganz wenig Wegweisungen auskommen, spricht von Freiheit sowie Eigenverantwortung und überlässt manche Schulbeamte hilflos ihrem neuen Schicksal. Diese offene Führung braucht allerdings eindeutig gesteckte Ziele, Lernstandserhebungen und eben zentral gestellte Aufgaben. Mit einem zwölfstufigen Verfahren sollten Pannen wie die zwei beanstandeten Aufgaben um Dirk Nowitzkis Korbsicherheit und das Oktaeder des Grauens vermieden werden. Jetzt steht die Aufgabenkommission selbst auf dem Prüfstand. Mehrfach waren die vermeintlich unlösbaren Aufgaben zur Probe gerechnet worden. Eine erste Auswertung von 52 Leistungskursen belegt jetzt, dass auch Schüler die harte Nuss zu knacken wussten. Mit großer Erleichterung ließ Sommer deshalb gestern mitteilen, die Stichprobe zeige auch, »dass beileibe nicht jeder zweite Mathe-Abiturient in die Abweichungsprüfung muss, wie manche unter Berufung auf eine Umfrage im Schülerportal Spickmich behaupten«. Wirklich Aufschluss wird die Zahl jener Schüler geben, die sich am Dienstag noch einmal in Mathematik prüfen lassen. Denn auch das ist eine alte Erfahrung von Schülern wie Lehrern: Viele machen nach einer schlechten Note zwar den Mund spitz, pfeifen dann aber doch nicht.

Quelle: Westfalen-Blatt

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