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BERLINER MORGENPOST: Irreparabler Imageschaden

Archivmeldung vom 07.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn es noch eines Hinweises darauf bedurft hätte, dass es der Deutschen Bahn mehr um die Verwirklichung der eigenen Großprojekte als um ihre Berliner Kunden geht, dann lieferte ihn der gerade erfolgte Wintereinbruch. Vollmundig hatte das Unternehmen noch vor wenigen Wochen beteuert, aus vergangenen Fehlern gelernt zu haben und bestens gerüstet mit der S-Bahn in die kalte Jahreszeit zu ziehen - um prompt nach dem ersten Schneefall aufs Neue zurückrudern zu müssen.

Als hätte es das vergangene S-Bahn-Chaos nicht gegeben, stehen die Berliner seit Tagen erneut frierend auf den Bahnsteigen, schlecht informiert und alleingelassen. Dieses Mal sollen die Weichen schuld daran sein, dass 200 Wagen nicht planmäßig eingesetzt werden können, weil sie nicht in die Werkstätten fahren können. Warum die Weichen aber ausgerechnet in Berlin nicht funktionieren, während sie in anderen Ballungsgebieten einwandfrei die Züge auf die richtigen Gleise lenken, bleibt ein Rätsel. Das ist mehr als ärgerlich, zeigt es doch ganz offensichtlich, dass der Bahn ihre eine Million Berliner Kunden täglich herzlich egal sind. Aber was steckt hinter dieser in der Geschichte der S-Bahn einmaligen Arroganz? Der vor langer Zeit geplante und auf unbestimmte Zeit verschobene Börsengang kann es nicht sein. Die Folgen der schmerzhaften Einschnitte in Personal und Service, um die Rendite zu erhöhen, mussten bereits vor mehr als einem Jahr dafür herhalten. Das Unternehmen hatte genug Zeit, die Fehler des ersten S-Bahn-Chaos abzustellen, und zu reagieren. Es drängt sich geradezu der Gedanke auf, dass die Führungsebenen sich längst vom Kerngeschäft des Personentransports verabschiedet haben und ihre Prestigeprojekte, wie den umstrittenen Bahnhof Stuttgart 21, vorantreiben. Für die Freunde der Rekommunalisierung privatisierter Unternehmen sind die neuerlichen Sturzfahrten der S-Bahn Wasser auf die Mühlen. Die Interessen der sich wie ein Privatkonzern gerierenden Deutschen Bahn stehen den kommunalen Wünschen nach flächendeckender Mobilität ihres Eigentümers gegenüber. Für Berlin stellt sich nun endgültig die Frage, wie es aus dem Schlamassel herauskommt und die genervten S-Bahn-Kunden wieder beruhigen kann. Denn sollte sich auch weiterhin nichts ändern, wird auch etwas von dem Schaden auf den Berliner Senat zurückfallen, der fast tatenlos zusehen muss, wie die S-Bahn weiter und fast folgenlos Versprechen und Verträge missachtet. Dabei stehen die Berliner Regierenden vor einem Dilemma. Sollten sie die S-Bahn erneut in kommunaler Regie führen, blieben die Netze - und damit die gefrorenen Weichen - weiter im Besitz der Bahn. Es hilft nichts: Im Fall der S-Bahn muss das dicke Brett gebohrt werden. Bahn-Chef Grube, die Bundesregierung und der Senat müssen an einen Tisch und den gordischen Knoten zerschlagen. Dabei kann es nur darum gehen, dass die Bahn demütig die Entscheidung der Regierenden umsetzt. Sie hat sich deutlich als unfähig erwiesen, das einstige Herzstück des Berliner Nahverkehrs verlässlich zu führen. Der Imageschaden für die Deutsche Bahn in Berlin ist irreparabel. 

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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