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WAZ: Ärzte weisen Patienten ab

Archivmeldung vom 28.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Streit zwischen Ärzten, Kassen und Politikern ist längst dort angekommen, wo er nie hätte ankommen dürfen: im Behandlungszimmer. Mediziner erklären ihren Patienten, warum sie dieses und jenes nicht mehr bezahlt bekommen. Verständnisvoll nicken die Kranken und stimmen in die Klage über die unfähige Regierung ein.

Schon das ist zu viel der Instrumentalisierung, denn kein Patient kann die Honorierung auch nur ansatzweise verstehen, vom Interessengeflecht, das dahinter steckt, ganz zu schweigen. Die allermeisten Ärzten behandeln ihre Patienten aber wie selbstverständlich weiter. Wer dagegen Menschen mit Schmerzen vor die Praxistür setzt oder Vorkasse verlangt, verstößt gegen alle Prinzipien seines Berufsstandes.

Kranke werden in Mithaftung genommen für einen Streit, mit dem sie nun wirklich nichts zu tun haben. Es ist ja nicht einmal klar, wer hier gegen wen kämpft. Die Politik bestimmt, wieviel Geld zur Verfügung steht. Die Verteilung selbst ist eine Sache zwischen Kassen und Ärztevereinigungen. Doch diesmal geht der tiefste Riss durch die Ärzteschaft, durch Fach- und Hausärzte, durch Nord, Süd, Ost und West. Die Ärzte haben große Teile der Reform selbst gefordert und mitgestaltet. Die Abrechnung in Euro und Cent etwa, und die regionale Angleichung der Honorare. Der Doktor in Mecklenburg-Vorpommern sollte für die gleiche Untersuchung auch das gleiche Geld erhalten wie sein Kollege in Bayern. Doch davor standen die Lobbyisten, die aus dem Freistaat zumal. Deshalb ist die Abrechnung in Euro und Cent in manchen Regionen, allen voran am Nordrhein, bitter.

Weil auch die Leistungen der Arztgruppen neu gewichtet wurden, waren Neid und Proteste programmiert. Deshalb sieht sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung derzeit unter Dauerbeschuss aus den eigenen Reihen. Es feuern jene Fachärzte, die am schlechtesten weggekommen sind, die Orthopäden etwa, die Augen- und die Hautärzte. Das ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie dabei ihre Patienten außen vor lassen.

Doch gilt auch für den einzelnen Arzt, dass seine Praxis nicht durch eine misslungene Reform in die Pleite getrieben werden darf. Die Verwerfungen sind größer als erwartet. Bisher werden sie von den Kassenärztlichen Vereinigungen aufgefangen. Das geht nicht lange gut, und die Politik kann nicht ewig unbeteiligt spielen. Erweist sich das - auch von der Politik gesetzte - Ziel der gleichen Bezahlung für gleiche Leistung als Utopie, unter der am Ende die Patienten leiden, muss sie die Reißleine ziehen. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Stefan Schulte)

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