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Mittelbayerische Zeitung: Ein Job fürs Leben

Archivmeldung vom 21.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bis zum 9. September 2015 muss sie noch durchhalten. Dann würde Queen Elizabeth II. die längstdienende Monarchin der britischen Geschichte und hätte den bisherigen Rekord von Queen Victoria - 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron - um einen Tag übertroffen. Es ist nicht zu fürchten, dass ihr das nicht gelingen sollte. Denn zum einen erfreut sich Elizabeth einer robusten Gesundheit und feiert an diesem Donnerstag erst ihren 85 Geburtstag.

Ihre Mutter hatte es trotz einer ausgeprägten Vorliebe für Gin zum stattlichen Alter von 101 Jahren gebracht. Und zum anderen ist bei dieser Frau an eine vorzeitige Abdankung gar nicht zu denken. Der Eid, den sie bei ihrer Krönung abgab, ist ihr heilig. "Es ist ein Job fürs Leben", hatte die Queen nochmals an ihrem 75. Geburtstag unterstrichen. Und fast ein Leben lang, mittlerweile 59 Jahre, hat sie ja schon regiert. Den Briten wurde erst kürzlich wieder ins Bewusstsein gerufen, wie lange Elizabeth schon mit mit von der Partie ist, als der Film "The King's Speech" in die Kinos kam. Er erzählt die Geschichte von Elizabeths Vater, König George VI., der ein schlimmes Stotterproblem hat und die Hilfe eines Sprechtherapeuten sucht. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs muss George die Rede seines Lebens halten und in einer Radioansprache zu allen Völkern seines Empires sprechen, ihnen sagen, dass sie im Krieg mit Deutschland stehen und dass es ums Überleben geht. Und er findet seine Stimme. Und mit ihr seine Rolle als Symbolfigur der Nation. Und im Hintergrund sieht man ein junges Mädchen: Elizabeth. Aha, damals war sie also schon dabei. Für die Briten ist das umso wichtiger, weil der Überlebenskampf gegen Nazideutschland immer mehr zur nationalen Identitätsstiftung dient. Was die Revolution für Franzosen bedeutet, so argumentierte der Kolumnist Jonathan Freedland, bedeute mittlerweile der Zweite Weltkrieg für die Briten: Er sei "die definierende Geschichte unserer Nation geworden ist, fast so etwas wie ein Schöpfungsmythos". Und dem Königshaus fällt in dieser Geschichte der zentrale Part zu, der unumstrittenen Statthalter nationaler Identität zu sein. Die Republikaner im Königreich, klagte Freedland, können sich die Haare ausraufen: Sie werden die Windsors nicht aus ihrer Rolle verdrängen können, die "hauptsächlichen Gefäße unserer nationalen Erinnerung" zu sein. Zumindest nicht, solange Elizabeth II. noch auf dem Thron sitzt. Frühestens wenn Thronfolger Prinz Charles König wird, sehen die Antiroyalisten von der Gruppe "Republic" eine Chance und wollen deshalb erst im Jahre 2025 ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie ansteuern. Es bleibt dahingestellt, ob sie dereinst Erfolg haben. Denn eine Republik muss ja nicht sein. Besonders nicht bei einem derart undogmatischen Volk wie den Briten, die immer noch auf der linken Straßenseite fahren, das Bier lauwarm genießen und das Körpergewicht in Steinen (à 6,35 Kilogramm) messen. Bei ihnen herrscht der gesunde Menschenverstand und nicht die Tyrannei von ersten Prinzipien. Von Natur aus pragmatisch und nur der Methode des Durchwurstelns verpflichtet, kann der Brite mit der Schizophrenie einer konstitutionellen Monarchie in aufgeklärten Zeiten glänzend leben - vor allem, wenn er sie nicht allzu ernst nimmt. Denn allemal gilt: Eine Republik mag zeitgemäßer sein, aber eine Monarchie stellt halt eine bessere Show auf die Beine. Das Königtum, lästerte einst George Bernard Shaw, sei eine "künstlich erzeugte kollektive Halluzination". Na und, entgegnet da der Untertan und will stattdessen seine Freude haben am royalen Spektakel. Man darf sicher sein: Solange das Königshaus sich selbst ordentlich in Szene setzen kann, wird die Monarchie weiterbestehen.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung

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