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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Helmut Schmidt

Archivmeldung vom 20.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

»Ich hoffe, dass ich vor Helmut sterbe. Denn in einer Welt ohne ihn möchte ich nicht leben.« Was für eine »Liebeserklärung« von Henry Kissinger an seinen Freund Helmut Schmidt. Doch so innige Gefühle wie beim Ex-US-Außenminister hat der kühle Hamburger bei den wenigsten Deutschen ausgelöst.

Geliebt wurden in der jungen Bundesrepublik eigentlich nur zwei Kanzler: Konrad Adenauer (auch wegen der von ihm initiierten Rückkehr der Soldaten aus den UdSSR-Gulags) und Willy Brandt (von den Jungen und Juden wegen seines Kniefalls in ehemaligen Warschauer Ghettos, im Osten und auch bei vielen im Westen wegen seiner Ostpolitik). Solche emotional positiven Momente gab es beim zweiten »Eisernen Kanzler« nicht. Aber, und deshalb wird er zurecht verehrt, er lotste die junge Demokratie durch das erste schwierige Wirtschaftsfahrwasser, er meisterte die Bedrohung der Roten Armee Fraktion. Und er machte die Bundesrepublik endgültig zu einem angesehenen Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft. Er gab den Deutschen während seiner Kanzlerschaft Vertrauen. Und er setzte damit fort, was schon die junge Angela Merkel 1962 empfunden hatte, als sie, in Sorge um ihre Westverwandtschaft im Fernsehen mitverfolgte, wie der Mann mit der Prinz-Heinrich-Mütze die Bedrohung Elbeflut managte. Angela Merkel: »Standhaftigkeit ist über die Jahre hinweg charakteristisch für Helmut Schmidt geblieben.« Große Visionen waren seine Sache nicht. »Wer die hat, sollte lieber gleich zum Arzt gehen.« Er setzte mehr auf »Willen und Zigaretten«, wenn es darum ging, die »dumme« Welt von den richtigen, nämlich seinen, Ansichten zu überzeugen. Den wenig schmeichelhaften Kosenamen »Schmidt Schnauze« bekam er wegen dieser Arroganz und seines Redetalents, dass er nicht nur in den Sitzungen des Bundestages bewies. Seine Wortschlachten mit Franz-Josef Strauß, ja auch nicht gerade ein Freund des verbalen Floretts, sind legendär und heben sich angenehm von dem ab, was seine Nachfolger im Amt und Parlament radebrechten. Auch mit 90 mischt sich der nur bedingt Altersmilde ins Politikgeschehen ein - in Interviews, in Vorträgen und Texten. Pointiert, nicht mehr polemisch, unemotional. Das war seine Sache noch nie. Allenfalls zweimal in seinem Leben will er Tränen vergossen haben: Im Frühjahr 1945, als er nach den Kriegswirren seine 1942 geheiratete Frau Loki wieder traf; und am Morgen des 18. Oktober 1977 nach der telefonischen Mitteilung seines Emissärs »Ben Wisch«, die Passagiere der nach Mogadischu entführten Lufthansa-Maschine »Landshut« seien glücklich befreit worden. Was würde so ein Mann wohl zu der »Liebeserklärung« von Henry Kissinger sagen? »Macht nicht so ein Gedöns um mich« wahrscheinlich und dabei kräftig an seiner Mentholzigarette ziehen. Also gut, dann eben nur: Herzlichen Glückwunsch Herr Schmidt.

Quelle: Westfalen-Blatt

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