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Börsen-Zeitung: Stringenz geht anders, Kommentar zum Bankenmarkt

Archivmeldung vom 07.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Sache mit der Konsolidierung muss John Cryan dem Publikum bitte noch mal erklären. Erneut beklagt der Chef der Deutschen Bank, dass der Fusionsprozess auf dem europäischen Bankenmarkt schleppend verlaufe, grenzüberschreitend fast gar nicht stattfinde und dass es namentlich in Deutschland zu viele Banken gebe. Um die Blauen selbst von dieser Kritik zu verschonen, bemüht er die bevorstehende Zusammenlegung des Privat- und Firmenkundengeschäfts seines Hauses mit der Postbank - Basis ist eine Akquisition des Jahres 2008!

Worte und Taten der Deutschen Bank passen hier einfach nicht zusammen. Lassen wir den Zickzackkurs der Vergangenheit, für den andere die Verantwortung getragen haben, mal beiseite: Die heutige Strategie des Branchenprimus hat, vom Altfall Postbank abgesehen, mehr mit Dekonsolidierung als mit Konsolidierung zu tun. Um seine Komplexität zu verringern und das Eigenkapital zu entlasten, zieht sich das Institut von diversen Auslandsmärkten zurück, und zwar keineswegs nur aus exotischen Regionen. Auch die Geschäfte in Polen und in Spanien stehen neuerdings zur Disposition.

In beiden Ländern war die Bank einst mit enormen Ambitionen angetreten, hatte stets von Wachstumschancen und Ertragssteigerungen geschwärmt, Expansionspläne geschmiedet und zumindest teilweise auch umgesetzt. Die Übernahme des spanischen Banco Comercial Transatlántico 1989 und des Banco de Madrid vier Jahre später, der Start der Deutschen Bank Polska 1995 oder viel früher, 1986, als Grundstein für das ausländische Privatkundengeschäft der Kauf der Banca d'America e d'Italia in Mailand: Damit arbeitete die Deutsche Bank lange vor Beginn der Währungsunion durchaus mit Erfolg an der Realisierung einer Vision, die heute unter dem Begriff "Paneuropäische Fusionen" mehr denn je beschworen wird, nicht zuletzt von Bankenaufsehern. Utopia lässt grüßen.

Nun dreht die Deutsche Bank die Entwicklung zurück, ruft aber gleichzeitig nach mehr Konsolidierung - die derweil, von Negativzinsen und Regulierung getrieben, gerade bei den Kreditgenossen auf Hochtouren läuft. Stringenz geht anders.

Schon eher konnte bei einer Bankentagung in Frankfurt Finanzminister Wolfgang Schäuble mit seiner Meinung zu dem Thema überzeugen: Eine Stärke des deutschen Bankensektors sei gerade die Diversifizierung. Die Struktur der Kreditwirtschaft sollte jener der Industrie mit ihren vielen kleinen und mittleren Betrieben entsprechen - auch wenn sie "der kurzfristigen Maximierung von Profiten entgegensteht".

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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