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Börsen-Zeitung: Ein Klumpen Risiko

Archivmeldung vom 16.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Erst Griechenland, dann Italien, nun die Türkei: Es ist wieder die Zeit, in der man die Forderungen von Banken in einem kriselnden Land zusammenrechnet, um zu ermitteln, von welchen Instituten sich An- und Einleger lieber fernhalten sollten. Angesichts des Verfalls der türkischen Lira staunten Beobachter dieser Tage nicht schlecht: Da steht bei der spanischen Großbank BBVA mal eben knapp das Doppelte des harten Kernkapitals am Bosporus im Feuer; Unicredit ist dort mit 84 Prozent des Eigenkapitals am Start, ING mischt mit 39 Prozent mit.

Zwar zählt bei der Bewertung solcher Exposures nicht nur das schiere Volumen, sondern auch die Frage nach Sicherheiten, Laufzeiten und Risikogewichtungen. Dennoch dürfte klar sein: Das Klumpenrisiko ist jeweils zu hoch oder aber das Eigenkapital zu niedrig - in Spanien entfällt ohnehin rund ein Viertel der "harten" Eigenmittel nicht auf gezeichnetes Kapital, sondern auf in Steuergutschriften umgewandelte Verlustvorträge.

Die Lage in der Türkei ist nicht für jeden Marktakteur überraschend eskaliert. Institute wie der Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal haben ihr Exposure dort schon vor Jahren auf verdauliche Größen abgebaut. BBVA stockte ihren Anteil an der Garanti Group, der zweitgrößten Bank des Landes, um zehn Prozentpunkte auf fast 50 Prozent auf. Nun muss man nicht Sitz und Stimme im Europäischen Ausschuss für Systemrisiken haben, um vor einem Szenario Bammel zu bekommen, in dem die Türkei-Krise auf andere Schwellenländer etwa in Lateinamerika übergreift. Denn in Südamerika holt BBVA mehr Erträge herein als auf dem spanischen Heimatmarkt. Wenn schon das Management des Instituts die Steuerung der Klumpenrisiken nicht beherrscht, warum hat dann die Aufsicht nicht beizeiten interveniert? Vermutlich geht man nicht ganz fehl in der Annahme, dass die EZB angesichts der Türkei-Risiken derzeit entsprechende Eigenkapitalzuschläge plant oder den Banken einen geordneten Rückzug aus ihren Engagements am Bosporus nahelegt. Es könnte bereits zu spät sein.

Tatsächlich sind das Management der Banken und die EZB nun ein leichtes Ziel der Kritik, aber nicht das einzige. Wahr ist ebenso: Regulierer, die es Kreditinstituten ermöglichen, gerade einmal 3 Prozent ihrer Bilanzsumme als Eigenkapital zu halten, dürfen sich nicht beschweren, wenn eine Krise die Häuser rasch zu überfordern droht. Allen teilweise berechtigten Beschwerden über Überregulierung zum Trotz zeigen die Verwerfungen in der Türkei auch: Etliche Banken haben nach wie vor zu wenig Eigenkapital.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Neubacher

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