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Börsen-Zeitung: Meide die Hitze

Archivmeldung vom 10.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

"Ich habe eine ganz besondere Idee für Sie", erklärte der Assetmanager seinem institutionellen Kunden: "Investieren Sie nicht nur in Renten, sondern auch in Aktien." Gesagt, getan. Umgesetzt wurde die Maßnahme dann im August. Danach ging es an den Aktienmärkten scharf bergab und der Einstandskurs wurde lange Zeit nicht mehr gesehen. Der Kunde übrigens auch nicht, er hat nach eineinhalb Jahren den Assetmanager gewechselt.

Diese Geschichte aus dem wahren Leben zeigt, dass der Spätsommer und der frühe Herbst an den Aktienmärkten eine sehr gefährliche Zeit sind. Denn im August und September ist es in den vergangenen Jahren häufig zu heftigen Kurseinbrüchen gekommen. War 1987 noch der Oktober der Horrormonat für Aktionäre, so hat sich das Ganze inzwischen zeitlich etwas nach vorn verlagert.

Massive Kurskorrekturen im Dax wie zum Beispiel 2015 und 2011 im August und September trugen mit dazu dabei, dass das deutsche Börsenbarometer ein ausgeprägtes saisonales Muster aufweist. Geld verdient wird im langjährigen Durchschnitt (seit Ende 1987) im Zeitraum von Januar bis Juli sowie von Oktober bis Dezember. Für diese beiden guten Phasen errechnet sich eine Performance von 6,87 Prozent und 6,79 Prozent pro Jahr. Im August und September verliert der Dax meist an Wert, die durchschnittliche Performance beträgt hier minus 5,22 Prozent pro Jahr. Wer also über die Jahre Ende Juli am deutschen Aktienmarkt ausgestiegen und dann im Oktober wieder eingestiegen ist, konnte den Dax sehr deutlich schlagen.

Allein vor diesem Hintergrund agieren erfahrene Börsianer im Spätsommer vorsichtig. Das Kreuz mit der Saisonalität ist aber, dass es natürlich nicht in jedem Jahr, wenn die Hitze zunimmt, deutliche Kurskorrekturen gibt (das wäre ja auch zu einfach), sondern dass auch die Monate August und September bisweilen mit einer positiven Performance aufwarten. Daher gilt es in jedem Jahr, das jeweilige Chancen-Risiko-Verhältnis zu prüfen.

In diesem Jahr ist aber die Hitze groß und die sommerlichen Gefahren an den Aktienmärkten erheblich. Dies beruht auf mehreren Ursachen. So ist der Handelskrieg zwischen den USA und China Anfang August durch die Ankündigung Donald Trumps, die Zölle auf weitere Importe aus China zu erhöhen, eskaliert. Indem die Chinesen ihre Währung abwerten ließen, wird aus dem Handelskrieg auch ein Währungskrieg. Die schwächelnde Weltkonjunktur droht noch deutlicher als bisher abzukühlen, zumal der US-Präsident als unberechenbar gilt und ihm ein Einlenken gegenüber China schwerfällt.

Auch in Europa tun sich angesichts der Regierungskrise in Italien und dem neuen britischen Premierminister Boris Johnson, der einen Hard Brexit ansteuert, derzeit neue Risiken auf. Diese Unsicherheiten treffen nun auf einen Aktienmarkt, der befördert durch den Schwenk der US-Notenbank Richtung Lockerung und einer zunehmend expansiven Geldpolitik weltweit in diesem Jahr fast in allen Regionen sehr deutlich zugelegt hat.

Die steigenden Kurse haben dazu geführt, dass insbesondere institutionelle Investoren, die Anfang des Jahres dem Braten noch nicht trauen wollten, ihre Aktienpositionen sukzessive erhöht haben und dass der US-Aktienmarkt nicht mehr günstig bewertet ist. Hinzu kommt, dass die Analysten ob der sich abschwächenden Konjunktur ihre Gewinnschätzungen und auch ihre Dividendenprognosen reduzieren. So hat zum Beispiel gerade die Commerzbank ihre Dividendenerwartungen für etliche Dax-Werte reduziert. Auch die Erwartungen weiterer Zinssenkungen der Notenbanken sind inzwischen hoch. Hier drohen inzwischen negative Überraschungen, dürften die Geldlenker auch nach unten eher vorsichtig agieren.

Viele Assetmanager und Investoren wie zum Beispiel Starcapital und die Castell-Bank haben ob der Risiken in den vergangenen Tagen ihre Aktienquoten reduziert. Andere dürften folgen, so dass der Aktienmarkt zunächst einmal wohl unter Druck bleibt. "Weitere Kursverluste sind gut möglich, so dass antizyklische Investoren wie wir (noch) nicht unter Zeitdruck stehen", erklärt Manfred Schlumberger von Starcapital. Auch Stratege Luca Paolini von Pictet Asset Management fürchtet einen Sell-off bei US-Aktien und mahnt zur Vorsicht. Er empfiehlt: "Stay cool and avoid the heat."

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Werner Rüppel

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