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Börsen-Zeitung: Wenn Logik Probleme schafft

Archivmeldung vom 08.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Zusammenschluss des Bergbaukonzerns Xstrata mit dem Rohstoffhändler Glencore folgt - wie die Partner auch betonen - industrieller Logik. Mit der Verschmelzung entsteht ein in der Branche bisher einzigartiges Unternehmen, das von der Suche nach neuen Vorkommen über deren Abbau, Veredelung und Transport bis hin zum Verkauf an die Endverbraucher die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt.

Bislang verdient Glencore ihr Geld ganz überwiegend mit dem An- und Verkauf von Rohstoffen. Der Handel gilt aber als margenschwach. Xstrata ist als klassische Minengesellschaft u.a. führend in der Produktion von Kraftwerkskohle, Zink und Ferrochrom. Das Geschäft wirft hohe Renditen ab, ist aber volatil, weil konjunkturabhängig.

Nach der Fusion wird Xstrata die produzierten Rohstoffe noch mehr als bisher in das Handelsnetz von Glencore einspeisen - aber dann zu einer günstigeren Zeit, auch weil der auf der Absatzseite tätige Partner früh signalisieren wird, wenn wegen eines absehbaren Angebotsüberhangs eine Drosselung der Förderung zu empfehlen ist oder wegen eines zu erwartenden Defizits eine Produktionsausweitung. Dadurch werden die Konzernerträge optimiert. Umgekehrt wird Glencore von mehr Informationen über die Fördersituation durch Xstrata profitieren. Zudem wird die Größe der Gruppe Investitionen in Projekte ermöglichen, die für jede der beiden Parteien allein bislang schlichtweg zu kostspielig und zu risikoreich gewesen wären.

Die Verschmelzung der beiden Rohstoffkonzerne hat also aus Sicht von innen durchaus ihren Charme. Wäre da nur nicht der Argwohn der Konkurrenz. Aus den gleichen oder ähnlichen Gründen, mit denen Xstrata und Glencore für ihre Fusion werben, dürften Branchenriesen auf Produzentenseite wie BHP Billiton, Rio Tinto, Vale und Anglo American künftig ihre Rohstoffe lieber durch Rivalen von Glencore absetzen lassen, etwa die beiden schweizerisch-niederländischen Konzerne Trafigura und Vitol und die amerikanische Cargill. Schließlich bleibt Xstrata ein Rivale, gegen den es zu punkten gilt. Allein durch ein Angebot von Rohstoffen an Glencore würde aber Xstrata wertvolle Informationen über die Wettbewerbslage erlangen. Und wer stellt schon gern vertrauliche Daten der Konkurrenz zur Verfügung? So wird die "industrielle Logik" auch beträchtliche Probleme schaffen. Noch mehr, wenn andere Rohstoffproduzenten dem Vorbild folgen und sich mit Händlern zusammentun. Die Glencore-Rivalen Trafigura und Vitol sind noch in privater Hand.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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