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Börsen-Zeitung: Gefährlicher Krypto-Hype, Marktkommentar

Archivmeldung vom 06.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bitcoin ist in aller Munde. Aber ist das angesichts der Performance der Kryptowährung im vergangenen Jahr ein Wunder? Der Hype, der um die bekannteste aller Cyberwährungen gemacht wird, muss einem fast schon als selbstverständlich - ja geradezu normal - vorkommen. Anfang des Jahres 2017 war Bitcoin für knapp unter 1000 Dollar zu haben, Mitte Dezember waren es fast 20000 Dollar, durch einen 30-prozentigen Absturz kurz vor dem Jahresende blieb es dann bei etwa 14000 Dollar Jahresendstand.

Das ist eine satte Performance von schlappen 1400%. Anders ausgedrückt: Wenn Otto Normalanleger vor zwölf Monaten 2000 oder 3000 Euro in Bitcoins investiert hätte, könnte er sich davon nun einen schicken Mittelklassewagen gönnen. Da ist es wohl kein Wunder, dass das Thema Bitcoin auch bei Privatanlegern längst als Kapitalanlagethema angekommen ist. Denn man muss im herkömmlichen Kapitalmarktuniversum schon lange suchen, um solch stattliche Performancezahlen zu finden. Denn nach Bitcoin lag im Jahr 2017 der Kupferpreis mit einem Plus von rund 30% auf dem zweiten Platz der Top-Performer, gefolgt vom Dow Jones mit ca. 26% (Rang 3) und den britischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit mit ebenfalls knapp 26% (Platz 4).

Das Eigenleben entsteht

Das Interesse der Privatanleger an Kryptowährungen wie Bitcoin ist somit nur allzu verständlich. Allerdings ist ein bestimmtes Phänomen bei Auf- und/oder Abwärtsbewegungen von Vermögenspreisen - ob nun an den Finanzmärkten wie etwa bei Aktien oder in der Realwirtschaft wie etwa bei Immobilien - immer wieder zu beobachten. Zunächst sind es oftmals sehr rationale und damit für jedermann nachvollziehbare Gründe, warum es zu einer Auf- oder Abwärtsbewegung kommt. Ab einem gewissen Grad von Performance entwickelt diese Bewegung aber immer auch ein gewisses Eigenleben. Es sind nicht mehr die ursprünglichen rationalen Argumente, die hinter weiteren Anstiegen oder Rückgängen von Preisen liegen, sondern Personen/Anleger werden nur noch von der Preisdynamik selbst angezogen. Ihre daraufhin einsetzenden Käufe oder Verkäufe sind dann der wichtigste oder vielleicht auch einzige Treiber in dem Markt. Viele andere Investoren haben sich dann bereits verabschiedet oder machen das genau in diesem Moment. Milchmädchenhausse nennt man das.

Oftmals wissen die dann in den Markt eintretenden Anleger - die Milchmädchen - gar nicht um die Details des Produktes oder des Marktes. Das erscheint ihnen auch gar nicht so wichtig, der Reiz des schnellen Gewinns vernebelt die Sicht.

Fragen Sie in Ihrem Bekanntenkreis mal nach, ob man außer Bitcoin noch andere dieser Cyberwährungen kennt und wenn ja, wie viele? Ethereum, Litecoin oder Starcoin hat vielleicht mancher schon mal gehört, aber wie sieht es mit Dash, Neo, Zcash, Iota, Nxt oder Augur aus? Da wird es bei vielen wohl nur noch hochgezogene Augenbrauen geben. Sie können sich ja auch mal erkundigen, ob Ihr Gegenüber weiß, in welchem Zusammenhang Bitcoin mit Blockchain steht. Wenn Ihr Gesprächspartner dann ebenfalls nicht weiß, wer sich hinter Satoshi Nakamoto - das ist der Erfinder der Kryptowährung Bitcoin - verbirgt, können Sie ihn damit trösten, dass er sich damit in guter Gesellschaft befindet. Schließlich gilt es bis heute als unbekannt, welche Person oder Gruppe dahintersteht.

Dass immer mehr Privatanleger auf den rasenden Kryptowährungszug aufspringen, ruft die Notenbanker und Aufsichten auf den Plan. Sie warnen eindringlich vor Investments - insbesondere die privaten Anleger. Es ist zwar kein Muss, aber in der Vergangenheit hat sich schon oft gezeigt, dass genau diese Phase einer Aufwärtsbewegung dann die letzte Phase vorm Knall war.

Ohne Frage, der Hype um die Cyberwährungen kann durchaus noch eine gewisse Zeit lang laufen. Manche Analysten halten bei Bitcoin 50000 oder 60000 Dollar für möglich. Der Kurs könnte sich also noch gut verdrei- bis vervierfachen, was auf Sicht von einem oder zwei Jahren keine schlechte Performance wäre - angesichts von Null- oder Negativzins auf dem Sparbuch oder bei kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen. Aber je weiter der Markt steigt, desto größer wird bekanntlich auch seine Fallhöhe. Und die ist bei Bitcoin schon recht beträchtlich geworden. Hinzu kommt, dass auch bei den rund 1400 anderen Kryptowährungen, die derzeit gezählt werden, dann noch die eine oder andere Verwerfung mit dazukommen dürfte. Das dürfte sich auch in anderen Kapitalmarktsegmenten etwa in Form einer Flucht in Sicherheit bemerkbar machen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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