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Berliner Morgenpost: Die Schwäche der anderen ist die Stärke der FDP

Archivmeldung vom 12.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ausgerechnet am Tag, da die Staatshilfen für die Monster-Bank Hypo Real Estate die 100-Milliarden-Grenze übersteigen, hat die FDP eine Marke geknackt, deretwegen sie jahrelang verspottet wurde: 18 Prozent der Deutschen, so behaupten zumindest die notorisch unzuverlässigen Demoskopen, würden derzeit die Liberalen wählen.

Wie kann das sein? Hat sich die lange Not leidende Partei verändert? Keineswegs. Aber die Umstände haben sich dramatisch gewandelt. In der Krise werden die Volksparteien als Knäuel wahrgenommen, das mal hier-, mal dorthin kullert, die Grünen gelten nach wie vor als Öko-Partei und mithin nicht als umfassend krisenkompetent, und den Linken mag man das Land erst recht nicht anvertrauen. Bleiben also die Freidemokraten, die auch nicht plötzlich supergut geworden sind - aber alle anderen schneiden eben noch schlechter ab. Nach fast elf Jahren Opposition genießen die Liberalen das Privileg relativer politischer Unschuld: Sie haben seit 1998 nicht eine einzige Grausamkeit zu verantworten, weder Renten- noch Gesundheitsreform, nicht Hartz I bis IV, Konjunkturpaket, Rettungsschirm. In der Krise erweist sich Staatsskepsis als stimmenwertes Alleinstellungsmerkmal. Dass der Staat wie im Falle Hypo Real Estate offenbar mit großen Sündern paktiert, aber Millionen kleiner Unternehmer allein lässt, macht die selbst ernannte Wirtschaftspartei für Millionen Wähler attraktiv, die nicht von den Segnungen des gigantischen Krisenfüllhorns profitieren. Die FDP ist eine bürgerliche Protestpartei. "Dem Koch eins auswischen" war für viele Wähler in Hessen im Januar wichtigster Grund, mal FDP zu wählen. Genau hier liegt aber das Problem: Das Wachstum ist nicht nachhaltig, sondern einer Stimmung von unbekannter Dauer geschuldet. Alles hängt von Guido Westerwelle ab, der die Partei verjüngt, in den Ländern stabilisiert und allein auf sich zugeschnitten hat. Kaum ein Politiker hat ein öffentliches Höllenfeuer durchlebt wie Westerwelle. Der nervig Dynamische mit der "18" unter der Schuhsohle galt lange Zeit als Prototyp des schwatzenden Karrieristen, er musste mit mobbenden Altkadern fertig werden, ein nervenzehrendes Coming-out bewältigen. Das kommende halbe Jahr wird womöglich zur noch härteren Prüfung. Denn ab sofort wird die Kleinpartei auf Regierungsfähigkeit getestet. Taugt Westerwelle tatsächlich zum Außenminister einer schwarz-gelben Koalition? Und was hat die FDP, die mit Genscher für Außenpolitik, mit Lambsdorff für Wirtschaft und mit Hirsch/Baum für Bürgerrechte stand, heute eigentlich an Personal zu bieten? Sind Daniel Bahr, Otto Fricke, Silvana Koch-Mehrin in ausreichendem Maße ministrabel? Oder tauchen alte Gespenster wie Ex-Parteichef Wolfgang Gerhardt oder Cornelia Pieper noch einmal auf? Eine Partei, die regieren will, kann nicht nur dagegen sein, sondern muss klarmachen, wofür sie steht. Es gilt die Regel: Viele Fans, die schnell kommen, sind auch hurtig wieder weg.

Quelle: Berliner Morgenpost

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