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Börsen-Zeitung: Alte Muster helfen nicht

Archivmeldung vom 07.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das neue Börsenjahr hat mit einer Überraschung begonnen. Allen Belastungsfaktoren zum Trotz verbuchten die meisten europäischen Aktienmärkte, allen voran der deutsche, in der ersten Handelswoche nennenswerte Gewinne, sodass sich jetzt so mancher fragt, ob das ein richtungsweisendes Signal für das Gesamtjahr ist. Durchaus möglich, lautet darauf eine passende Antwort. Vielleicht aber auch nicht.

Allein aus der Historie abzuleiten, dass 2012 ein gutes Jahr für Aktieninvestoren wird, ist jedenfalls zu riskant. In der Vergangenheit traf es zwar sehr häufig zu, dass auf eine starke erste Handelswoche ein ebenfalls starkes Gesamtjahr folgte. Allerdings gab es in den zurückliegenden Jahrzehnten auch keine systemgefährdende Schuldenkrise. Hinzu kommt, dass seit der Jahrtausendwende zwar in acht Jahren die Tendenz der ersten Handelwoche mit der Tendenz des gesamten Börsenjahres übereinstimmt. In den übrigen Jahren aber nicht. Für Anleger sollte es also vorrangig bleiben, die Fundamentalfaktoren zu analysieren, um sich ein Bild über die Perspektiven für die Aktienmärkte zu machen. Und dieses Bild sieht insbesondere in der Peripherie der Eurozone immer noch recht düster aus.

Dies liegt natürlich in erster Linie an der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, deren Lösung weiterhin in der Schwebe ist. Nach dem zurückliegenden Gipfel wähnen viele Beobachter Europas Politik auf dem rechten Pfad, obwohl die Briten sich für einen anderen Weg entschieden. Spätestens die Warnung des griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos vor einer unkontrollierbaren Staatspleite vom Donnerstag erinnerte jedoch sehr eindringlich daran, wie ernst die Situation weiterhin ist. Der Austritt Griechenlands aus der Währungsunion zählt deshalb immer noch zu den möglichen Szenarien, die eine Fortentwicklung der Krise beschreiben.

Verlorenes Vertrauen

Das Thema wird die Märkte auch deshalb noch langfristig beschäftigen, weil die beiden hoch verschuldeten Länder Italien und Spanien 2012 einen Refinanzierungsbedarf von zusammen mehr als 500 Mrd. Euro haben. Der begonnene Reformkurs in beiden Staaten führte zwar dazu, dass die Bedingungen an den Anleihemärkten zuletzt günstiger geworden sind. Dies ist allerdings keineswegs als Garantie dafür zu verstehen, dass dies auch in den nächsten Monaten so sein wird. Damit sich die Lage weiter entspannt, müssen die Regierungen vielmehr fortlaufend an notwendigen Strukturreformen arbeiten, damit sie das Vertrauen der Investoren Stück für Stück zurückgewinnen. Selbst wenn dies gelingt, sehen die konjunkturellen Perspektiven für die Eurozone aber sehr trübe aus: Sie steht am Rande einer Rezession. Alles andere als ermutigend wirkt es dann, dass Italiens größte Bank bei einer Kapitalerhöhung neue Aktien mit einem Abschlag von 43% anbieten muss, um neue Mittel bei den Anteilseignern lockerzumachen. Dies wirft zusätzlich einen Schatten auf den Sektor, der ohnehin so sehr unter Druck steht, dass die Kreditvergabe nun deutlich restriktiver gehandhabt werden wird - mit entsprechend negativen Effekten für das konjunkturelle Wachstum. Und dies betrifft dann auch die stärkeren Volkswirtschaften innerhalb der Eurozone, also auch die deutsche.

Gleichwohl ist es nicht ausgeschlossen, dass sich im Laufe des Börsenjahres die Perspektiven erheblich aufhellen. Unerwartet positive Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten und China lassen darauf hoffen, dass exportstarke Unternehmen weiterhin auf ausreichende Nachfrage stoßen werden. Hinzu kommt hierzulande der sehr stabile inländische Konsum, der von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Erwartung steigender Löhne zusätzlich stimuliert werden dürfte.

Hoffnungen ruhen zudem auf einer weiterhin expansiven Geldpolitik der Notenbanken, die jüngst u.a. mit ihrer konzertierten Aktion zur Versorgung der Banken mit Dollar zur Entspannung der Schuldenkrise beigetragen hatten. Inzwischen wollen Analysten selbst quantitative Maßnahmen der Europäischen Zentralbank nicht mehr ausschließen, mit dem Ziel, den Euro zu retten. Ebensolche liquiditätssteigernden Maßnahmen, das zeigen die Erfahrungen in den USA, wirken aber nicht zuletzt positiv auf die Performance risikobehafteter Anlageklassen.

In einem Umfeld mit hoher Liquidität und einer Trendwende der Frühindikatoren bot sich in der Vergangenheit häufig eine sehr gute Chance für Aktieninvestments. Die Erfahrung lehrt, dass es dann auch keine große Rolle mehr spielt, dass die inzwischen schon kräftig korrigierten Gewinnschätzungen zunächst noch weiter nachgeben dürften.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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