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Börsen-Zeitung: Von Risiken und Chancen

Archivmeldung vom 13.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Finanzkrise hält die Aktienmärkte fest in ihrem Griff. Diesen Satz hat man an den globalen Börsen in den vergangenen Wochen und Monaten immer und immer wieder gehört, aber er hat seine Gültigkeit nicht verloren.

In den vergangenen Tagen lieferten die US-Investmentbank Lehman Brothers und die größte US-Sparkasse Washington Mutual einmal mehr Hiobsbotschaften und verunsicherten die Anleger aufs Neue. Zudem fürchteten Investoren um den US-Versicherer AIG. Dies drückte kräftig auf die Notierungen. Erst als vor dem Wochenende erste Meldungen über die bevorstehende Rettung von Lehman Brothers kursierten, stabilisierten sich die Aktienmärkte wieder. Dies änderte aber nichts daran, dass Europas meistbeachtete Aktienindizes - nach drei schwachen Handelstagen zur Wochenmitte - auf niedrigem Niveau verharrten.

Steht den Aktienmärkten also womöglich ein heißer Herbst bevor? Schließlich zählen September und Oktober historisch betrachtet zu den schwachen Börsenmonaten. Um diese Frage zu beantworten richten Anleger ihr Augenmerk nun vor allem auf die zur Veröffentlichung anstehenden Bilanzberichte von Goldman Sachs und Morgan Stanley am Dienstag und am Mittwoch. Beide dürften sich dem angespannten Umfeld für den Handel und das Investment Banking nicht entzogen haben. Bleiben allerdings unliebsame Überraschungen für den Markt aus, können die Zahlen die Transparenz weiter erhöhen und zur Stabilisierung im Bankensektor beitragen und somit auch den Gesamtmarkt stützen.

Von der Konjunkturseite ist hingegen kaum Unterstützung zu erwarten. Am Freitag enttäuschten die Einzelhandelsdaten aus den Vereinigten Staaten die Analysten, die mit einem leichten Anstieg im August gerechnet hatten. Stattdessen fielen die Umsätze im Vergleich zum Vormonat um 0,3% und warfen einen Schatten auf den privaten Konsum. Dessen Perspektiven hatten schon sieben Tage zuvor einen schweren Schlag erlitten, als die US-Regierung einen schwachen Arbeitsmarktbericht für August veröffentlicht hatte. Wen wundert es also,dass der inzwischen scharfe Rückgang des Ölpreises auf zeitweise unter 100 Dollar pro Barrel sowie der Rückgang des Euro im Vergleich zum Dollar den Anlegern an Europas Aktienmärkten keinen Mut machen?

Dem nachhaltigen Pessimismus, der laut jüngst veröffentlichten Umfragen sowohl unter Institutionellen als auch unter Privatanlegern immer stärker um sich greift, ist allerdings Positives abzugewinnen. Schließlich lehren die Erfahrungen zurückliegender Baisse-Phasen mit ausgeprägter Missstimmung, dass genau dann die größten Chancen bestanden. Extremer Pessimismus wird deshalb in aller Regel als Kontra-Indikator interpretiert; denn Anleger, die sich negativ über die Perspektiven der Märkte äußern, haben sich zuvor längst von ihren risikobehafteten Investments getrennt.

Derzeit schon von Chancen zu sprechen wäre vermessen. Allerdings dürfte der hohe Pessimismus in jedem Fall dazu beitragen, dass die Aktienmärkte recht gut auf der Unterseite abgesichert sind. Deshalb drückten weder der schwache US-Arbeitsmarkt noch die anderen negativen Entwicklungen der vergangenen Tage die Indizes auf niedrigere Niveaus. Der deutsche Leitindex Dax beispielsweise notiert weiterhin in der Handelsspanne zwischen 6000/6100 und 6550/6630 Punkten, obwohl ihm viele Akteure aus dem Bärenlager längst - und nicht nur einmal - den Rutsch unter die 6000er-Schwelle prophezeit hatten. Mit jedem Tag, mit dem der Dax die untere technische Unterstützungszone verteidigt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Index die Handelsspanne nach oben verlässt. Obwohl viele Marktanalysten mit diesem Anstieg noch vor dem näher rückenden Jahresende rechnen, ist in dieser Hinsicht aber eher Zurückhaltung gefragt.

Der ebenso näher rückenden Bilanzsaison zum dritten Quartal dürfen Anleger indes mit verhaltener Zuversicht entgegensehen. Zwar sind die Erwartungen immer noch recht hoch, allerdings haben das auch die meisten Strategen erkannt und die Anleger auf schwache Daten vorbereitet. Dies eröffnet den Unternehmen dann doch den Raum, mit den Geschäftszahlen nicht zu enttäuschen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Thorsten Kramer)

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