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WAZ: EKD legt Papier zu Afghanistan vor

Archivmeldung vom 27.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kaum ein Satz hat in den vergangenen Wochen soviel Aufmerksamkeit erregt wie der "Nichts ist gut in Afghanistan."? Kaum ein Politiker von Rang, kaum ein Kirchenrepräsentant, kaum eine Zeitung, die ihn nicht zitiert hat. Er stammt von einer Bischöfin, von der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann.

Das ist bedeutsam für die gesamte Auseinandersetzung. Denn Politiker behandeln den Satz, als beinhalte er die politische Bilanz des deutschen Afghanistan-Einsatzes, gehalten von einer Politikerin vor dem Bundestag. Eine Bilanz, die teilweise harten Protest auslöste. In Wirklichkeit jedoch gehört er zu einer Predigt, gehalten von der Bischöfin in einer Kirche. Warum also reagieren Politiker dermaßen harsch? Die Antwort liegt auf der Hand: Margot Käßmann hat genau den wunden Punkt des Afghanistan-Einsatzes getroffen. Sie hat die moralische Dimension zum Thema gemacht. Die Politik hat sich bisher davor gedrückt. Sie hat statt dessen Scheindebatten geführt; endlos lang diskutiert, ob das, was da passiert, ein bewaffneter Konflikt, ein Stabilisierungseinsatz, ein Kampfeinsatz oder ein kriegsähnlicher Zustand ist. Und jetzt, da die EKD ein neues Papier zu Afghanistan veröffentlicht hat, heißt es gleich: Der Rat der EKD fängt Käßmann wieder ein. Doch ein Gegensatz, eine Distanzierung zu ihren Aussagen findet sich darin nicht. Tatsächlich hat erst ihre Neujahrspredigt in der Öffentlichkeit bewusst gemacht, dass am Hindukusch Menschen sterben, Taliban wie Zivilisten, dass der Tod allgegenwärtig ist, auch für deutsche Soldaten. Und seither wird - endlich - breit über die eigentliche Sache debattiert, über das Verhältnis von Militäreinsatz und ziviler Aufbauhilfe, über Tod, Verletzungen und Leid des Krieges. Doch es geht in der Auseinandersetzung auch um Grundsätzliches, es geht auch um das Verhältnis von Staat und Kirche, darum, ob geistliche und weltliche Macht zweierlei Dinge sind - wie es Martin Luther formulierte? Oder ob Kirche sich einmischen soll in Politik. Nein, sie soll sich nicht einmischen, wenn es um die kurzlebige Tagespolitik geht. Pfarrer und Bischöfe sind keine Politiker. Ja, Kirche soll, sie muss sich einmischen, wenn es um die großen Fragen unseres Daseins geht - wenn es um Leben und Sterben geht, um die Menschenrechte, um Krieg und Frieden. Das ist ihr ureigenstes Metier. Und genau das hat Margot Käßmann getan. Wann hat eigentlich eine Predigt zuletzt eine solche Aufmerksamkeit erregt?

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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