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Lausitzer Rundschau: Angriffe gegen sorbisches Kulturgut nehmen zu

Archivmeldung vom 20.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sechs beschädigte Straßen-Kreuze 2006, drei 2007, sieben 2008. Hinzu kommen kleine Sticheleien und dumme Scherze auf Kosten Sorbisch Sprechender in der Kneipe, in der Schule oder auf dem Sportplatz, übermalte sorbische Ortsschilder, Schmierereien wie "Schluss mit Multikulti". Erst Dienstag wurde ein Hinweisschild am Haus der Sorben in Bautzen abgefackelt.

Nicht die wenigen groben, klar als solche erkennbaren Übergriffe gegen Vertreter der Lausitzer Minderheit, als vielmehr solche ständig wiederkehrenden, sich allmählich häufenden kleinen Stiche erzeugen auf Dauer ein Klima latenter Feindseligkeit. Es wird eher noch verstärkt, wenn die Täter nicht dingfest gemacht werden und sich so der sorbenfeindliche Hintergrund der Taten nicht klar nachweisen lässt. Schnell heißt es dann, dass ein Sturm das Kreuz umgeworfen haben könnte oder dass es vielleicht ein Schrotthändler gestohlen hat, der nur Geld machen will, aber eigentlich nichts gegen die Sorben hat. Fakt ist aber, dass sorbisches Kulturgut - und dazu zählt neben den Kruzifixen und Betstöcken vor allem die eigene Sprache - immer häufiger angegriffen wird und dass dafür weder Wetterunbilden noch Schrotthändler verantwortlich sind. Am Selbstbewusstsein und der Identität der Sorben nagt noch zusätzlich ihr ständiges Ringen um eine angemessene Minderheitenförderung, um in Theatern, Museen und Bibliotheken ein Kulturgut zu pflegen, das wohl leider nur wenige Lausitzer interessiert. So entsteht in der öffentlichen Wahrnehmung leicht das Klischee vom Sorben als Kostenfaktor, der sich auch noch darüber aufregt, wenn ihm mal im Sturm ein Kruzifix umkippt. Tatsächlich entsteht so aber ein Assimilationsdruck auf die Minderheit, der zum Beispiel dazu führt, dass in sorbischen Familien von einer Generation auf die nächste nicht mehr die Muttersprache gesprochen wird. Sorbisches Liedgut, sorbische Literatur drohen zu verkümmern, weil Eltern ihren Kindern Hänseleien ersparen wollen und sie lieber deutsch sprechen lassen. Neonazi-Aufmärsche im nahen Dresden, NPD-Abgeordnete in sächsischen und brandenburgischen Kreistagen tun ein Übriges, um das Unbehagen zu steigern. Sorbe zu sein war nicht immer leicht in der Vergangenheit - leider deutet nur wenig darauf hin, dass sich das künftig ändert.

Quelle: Lausitzer Rundschau

 

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