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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur elektronischen Gesundheitskarte

Archivmeldung vom 01.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die elektronische Gesundheitskarte sollte eigentlich schon zum 1. Januar 2006 eingeführt werden. Inzwischen steht fest: Die Anwendungstests werden noch bis 2013 dauern. Die Versicherten bekommen also im kommenden Jahr nur eine Gesundheitskarte light, eine, deren angebliche Vorteile noch gar nicht ausgereizt werden können.

Ist die elektronische Gesundheitskarte damit schon jetzt ein Flop, reinste Geldverschwendung, wie Ärzte monieren? Für ein Urteil ist es noch zu früh, dafür müssen wir noch warten, bis sie voll funktionsfähig ist. Allerdings sehen Erfolgsgeschichten anders aus. 60 000 der umstrittenen elektronischen Gesundheitskarten sind in Deutschland im Umlauf, und gleichzeitig kursieren wilde Spekulationen über die Kosten, die Sicherheit der sensiblen Gesundheitsdaten und über den Sinn oder Unsinn des Vorhabens. Fangen wir bei den Kosten für die Einführung an: Politiker gaben sie ursprünglich mit 1,4 Milliarden Euro an, schweigen inzwischen aber beharrlich, wenn Nachfragen kommen. Ärzte verweisen auf eine Studie des amerikanischen Beratungsunternehmens Booz, Allen und Hamilton, wonach die Einführung 7 bis 8 Milliarden Euro verschlingen werde. Diese Studie wird der Öffentlichkeit angeblich vorenthalten. Eines steht fest: Eine Kostenexplosion kann das marode deutsche Gesundheitswesen, in dem schon Milliarden sinnlos versenkt wurden, gar nicht gebrauchen. Zum Vergleich: Die Einführung der jetzigen Versichertenkarte kostete seinerzeit nur 415 Millionen Mark. Karl Killmer, Arzt für Innere und Allgemeinmedizin in Hiddenhausen, schätzt, dass seine Kollegen und er mindestens 3000 bis 5000 Euro für Hard- und Software investieren müssen, und das in ein scheinbar noch nicht ausgereiftes System. Wenn es um ihre sensiblen Daten geht, haben es die Versicherten immerhin selbst in der Hand, wieviel sie preisgeben wollen. »Die Speicherung medizinischer Daten auf der Karte erfolgt freiwillig«, versprach Jürgen Sembritzki vom Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen bei der Podiumsdiskussion des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises in Bielefeld. Angesichts der immensen Verunsicherung werden sich die Patienten zurückhalten und ihre Kranken- und Medikamentengeschichte nicht gänzlich einer Karte anvertrauen. Fazit: Die elektronische Gesundheitskarte ist bislang nur ein Geschäft für ihre Hersteller, wie für Sagem Orga aus Paderborn. Das Unternehmen meldete gestern einen Großauftrag, wonach es neun Millionen Krankenversicherte mit Karten versorgen soll. Ärzte und Krankenkassen lehnen die eCard überwiegend ab, Versicherte können bislang nur Notfalldaten auf der Karte ablegen. Dafür müssen sie sich eine neue PIN-Nummer merken und können künftig keine Rezepte mehr am Telefon bestellen. Statt einer neuen Karte würden sich die Versicherten wünschen, dass das Geld in eine bessere Behandlung investiert wird.

Quelle: Westfalen-Blatt

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