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Börsen-Zeitung: Nicht anders genug

Archivmeldung vom 25.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Welche Kennziffer ist die mieseste der Deutschen Bank? Die harte Kernkapitalquote? Mit 13,4 Prozent lässt sie wenig Puffer für den laufenden Umbau, befindet sich aber im Lot. Die Aufwand-Ertrag-Relation? Mit 112,6 Prozent hat sie im zweiten Quartal wegen hoher Einmalkosten einen Sprung gemacht, und bereits zuvor war die Ziffer mit Werten nahe der Marke von 90 Prozent bescheiden.

Die Eigenkapitalrendite? Sie beträgt nach Steuern je nach Rechnung zwischen 20,6 und 23,7 Prozent, und zwar mit negativem Vorzeichen, aber rote Zahlen sind die Aktionäre ja schon gewohnt. Die wichtigste Größe aber kann nur geschätzt, gefühlt, beschrieben, nicht aber gemessen werden: Vertrauen.

Die Deutsche Bank muss sich ins Zeug legen, um nach etlichen Kapitalerhöhungen, Strafzahlungen, strategischen Volten und Vorstandswechsel diese kostbare Größe nicht noch weiter zu belasten. Ein erster Schritt ist getan: Die Kosten für die gewaltigen Einschnitte werden nun frühzeitig gebucht. 7,4 Mrd. Euro will der Konzern bis 2022 aufwenden, annähernd die Hälfte wurde allein im zweiten Quartal bereits verbucht und damit mehr als vor gerade einmal zweieinhalb Wochen angekündigt. Das Management zeigt sich entschlossen. Die Botschaft lautet: Schaut her, wir liefern schneller als gedacht.

Bislang verfängt die Botschaft nicht. Die Aktionäre reagieren nach gewohntem Muster und strafen die Aktie ab. Jetzt rächt sich, dass in den Vorjahren das Vertrauen nach und nach geschliffen wurde. Dabei erwiesen sich nicht nur Bonikultur, Fusionsverhandlungen, Rechtsfälle und symbolträchtige Razzien als gravierend. Die Eigner der Bank haben genau in Erinnerung, wie das Institut ein ums andere Mal Ziele für Rendite und Kosten erst ausrief und später durch neue Vorgaben ersetzte. Wäre Vertrauen messbar und in einer Quote darstellbar, wäre die Ziffer weitaus schlechter als alle anderen Kenngrößen, mögen sie auch noch so bescheiden sein.

Doch es besteht Hoffnung: Der Radikalschnitt von Konzernchef Christian Sewing übertrifft die Pläne der Vorjahre bei weitem, die Bank steht vor einer schmerzhaften, aber potenziell heilsamen Kur. Die schwachen Erträge im zweiten Quartal, insbesondere in der Investmentbank, dem größten Sorgenkind im Konzern, zeigen aber, wie weit der Weg noch ist. Die niedrige Vertrauensquote führt fast schon zwingend dazu, dass Analysten, Medienschaffende und Aktionäre ungemein skeptisch auf die Bank blicken: Sewings Plan ist anders, nur die Bank ist es noch nicht. Anders ist somit nicht anders genug.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Jan Schrader

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