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Heikles Kräftemessen

Archivmeldung vom 23.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Ein heikles Kräftemessen gefährdet in letzter Minute den laut Bundesfinanzminister Scholz so "wohldurchdachten" Rettungsplan für die Deutsche Lufthansa. Mögen der Minister und sein in Finanzmarkttransaktionen erfahrener Staatssekretär auch gute Gründe für die gewählte Struktur der Staatshilfe für den von der Pleite bedrohten Luftfahrtkonzern haben, so haben es die Beteiligten versäumt, die anderen Stakeholder rechtzeitig mitzunehmen.

Zu offensichtlich war der Bund darauf bedacht, im Interesse des Steuerzahlers einen gelegentlichen Ausstieg mit Gewinn sicherzustellen, als dass er mit widerstandsloser Zustimmung durch die Aktionäre hätte rechnen können; zumal es einen Großaktionär gibt, der sein Paket zu Marktpreisen auf 15 Prozent ausgebaut hat und den ein 20-prozentiger Einstieg des Staates zum Nennwert der Aktie von 2,56 Euro vor den Kopf stoßen muss. Dass sich der als eigensinnig und durchsetzungsstark bekannte Thiele nicht an dem gewohnt handzahmen Verhalten deutscher Institutioneller oder privater Kleinaktionäre orientieren würde, hätte klar sein müssen.

Sicher, Thiele hat gerade mit seiner Aufstockung auf die Rettung durch den Staat gewettet und sollte den Mund daher lieber nicht zu voll nehmen. Dennoch wäre es im Interesse einer möglichst reibungslosen Hauptversammlung gewesen, ihn vorher mehr einzubeziehen und auf die Belange der privaten Aktionäre Rücksicht zu nehmen. Stattdessen signalisieren diesen die zahlreichen Verkaufsempfehlungen von Analysten, dass mit der Lufthansa-Aktie praktisch kein Staat mehr zu machen ist. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Verhandlungen zwischen Vorstand und Gewerkschaften über den anstehenden Stellenabbau vorläufig nicht zum Abschluss kommen. Ein positives Signal an die Aktionäre über einen Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter vor dem Treffen am Donnerstag bleibt also vermutlich aus.

Dessen ungeachtet erscheint neben Fremdkapital auch eine Staatsbeteiligung geboten, um einem Einstieg wenig beliebter Anteilseigner den Boden zu entziehen. Sonst wäre es schließlich denkbar, dass Hedgefonds - erfreut durch die staatlichen Milliardenkredite im Rücken - für kleines Geld bei der Lufthansa an Bord gehen und in gewohnter Manier zum Raubzug ansetzen: Neubesetzungen im Aufsichtsrat, Sonderausschüttung etc. Auf diese Weise würde der Staat das Geschäft der Aktivisten unmittelbar finanzieren. Daran dürften weder der Streubesitz noch Thiele Interesse haben. Dass der Staat aber zum Nennwert einsteigt, ist damit nicht gesagt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Heidi Rohde

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