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Talfahrt in Zeitlupe

Archivmeldung vom 10.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

In den vergangenen Wochen haben die zinsgeplagten Lebensversicherer auch mal gute Nachrichten verkünden können: Ihr Geschäft hat die Coronakrise bislang besser als erwartet verkraftet. Die Beitragseinnahmen gingen nicht so stark zurück wie erwartet, die Vertriebe haben zügig auf digital umgestellt, und für das Neugeschäft in diesem Jahr zeigen sich viele Unternehmen recht optimistisch. Auch die Solvenzquoten dürften sich nach Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft auf einem komfortablen Niveau bewegen.

Doch die Momentaufnahme trügt. Denn Corona hat die Hoffnungen auf eine Zinswende zunichtegemacht. Durch die gigantischen Rettungspakete im Rahmen der Pandemie dürfte ein Zinsanstieg auf absehbare Zeit ausgeschlossen sein. Das wiederum macht die Altlasten in den Beständen der Lebensversicherer umso drückender. Ihre auf Jahrzehnte gegebenen Garantien von bis zu 4 Prozent erscheinen immer unrealistischer, und nicht alle Unternehmen werden sie auf lange Sicht darstellen können.

Die Spreu wird sich in den kommenden Jahren vom Weizen trennen. Wer in den Jahren mit den höchsten Garantieversprechen viel Geschäft geschrieben hat, hat es schwerer. Versicherer mit viel Neugeschäft werden die Belastungen besser abfedern können. Denn sie können bis zu einem gewissen Grad quersubventionieren.

Die Branche wird ihre Kunden in den kommenden Jahren darauf vorbereiten müssen, dass nicht alle - vor allem Jüngere nicht - bei jedem Unternehmen das bekommen werden, was ihnen bei Vertragsabschluss fest zugesagt wurde. Gesetzlich ist die Herabsetzung von Leistungen in §314 des Versicherungsaufsichtsgesetzes längst geregelt.

Die Prognoserechnungen von Marktbeobachtern wie Assekurata geben einen Eindruck, welche Milliardenreserven noch mobilisiert werden müssen, um möglichst viele Verpflichtungen erfüllen zu können. Der Betrag von 170 Mrd. Euro benötigter Zinszusatzreserve im Jahr 2030 ist gigantisch und wird mit schwindenden Bewertungsreserven in den kommenden Jahren immer schwerer aufzubringen sein.

Die Lebensversicherer befinden sich trotz Bremsbemühungen auf einer Talfahrt in Zeitlupe. Wirklich gelöst sind ihre Probleme nicht. Die zeitlich gestreckte Dotierung der Zinszusatzreserve sowie die Übergangsregeln im Regelwerk Solvency II färben die tatsächliche Situation einiger Marktteilnehmer wohl rosiger, als sie ist.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Antje Kullrich

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