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Wir sind Italien

Archivmeldung vom 25.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Hamsterkäufe, abgesagte Fußballspiele und Ausstellungen, Mode-Defilees unter Ausschluss der Öffentlichkeit, abgeriegelte Städte und Gemeinden, geschlossene Bars, Theater, Kinos, Museen, Schulen und Universitäten: In vielen Teilen Norditaliens herrscht Ausnahmezustand. Unternehmen in den gesperrten Zonen, in denen 50000 Menschen leben, schließen Fertigungsstätten.

Und in Mailand sowie in anderen Städten empfehlen Banken und Konzerne ihren Beschäftigten, bis auf Weiteres von zu Hause aus zu arbeiten. Die Börsenkurse purzeln, und der Zinsabstand zwischen deutschen und italienischen Anleihen steigt kräftig.

Was sich wie ein Kriegskommuniqué anhört, ist bittere Realität. Das Coronavirus hat das Bel Paese im Griff, und die ersten wirtschaftlichen Konsequenzen spüren vor allem Hotels, Restaurants und viele Geschäfte, in denen Touristen sonst begehrte Luxusmarken wie Prada, Armani oder Gucci einkaufen. Die rasche Ausbreitung des Virus bedroht die ohnehin schwache Konjunktur des Landes, denn betroffen davon sind mit der Lombardei und Venetien ausgerechnet die beiden wirtschaftsstärksten Regionen des Landes. Schon fürchtet Notenbankchef Ignazio Visco, das Bruttoinlandsprodukt könnte um bis zu 0,2 Prozentpunkte niedriger ausfallen.

Die Entwicklung im Bel Paese muss auch den Rest Europas sorgen. Auch wir sind Italien. Denn die wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb Europas sind so stark, dass die Folgen unmittelbar sind. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und das zweitgrößte Industrieland und weist einen hohen Handelsüberschuss aus. Europa kann weder grenzüberschreitende Reisen einfach so unterbinden noch Warenströme. Der Austausch, speziell mit Deutschland, ist sehr eng, von der Lebensmittelbranche, über Autozulieferungen, den Maschinenbau und die Pharmaindustrie bis hin zum Modesektor. Wenn die Zulieferungen wegbrächen, stünden auch in Deutschland bald viele Bänder still.

Es braucht jetzt eine enge Koordinierung auf europäischer Ebene. Egal, ob im speziellen Fall Italien womöglich Mitschuld trägt an der schnellen Ausbreitung des Virus: Kein Land ist davor gefeit, selbst in eine solche Situation zu geraten. Die EU muss gemeinsame Antworten finden, wie die Ausbreitung des Virus verhindert werden kann, ohne den Warenaustausch zu behindern. Sollte die EU hier versagen, würde das den diversen Populisten weiteren Auftrieb verleihen und den Menschen sowie der Wirtschaft würde unermesslicher Schaden entstehen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Gerhard Bläske


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