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Börsen-Zeitung: Crash der Glaubwürdigkeit, Kommentar zur Autoindustrie

Archivmeldung vom 25.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Auch gestern standen die Aktien von Daimler, BMW und VW auf der Bremse, nachdem sie schon am Freitag nach einem Bericht über mutmaßliche Kartellverstöße zu den größten Verlierern im Dax gezählt hatten. Verglichen mit möglichen Kartellstrafen von gut 40 Mrd. Euro - wie Analysten schnell aufgelistet haben - und drohenden milliardenschweren Schadenersatzklagen sind die bisherigen Verluste des Trios an Börsenwert mit zusammen knapp 7 Mrd. Euro überschaubar.

Unüberschaubar sind dagegen die politischen Flurschäden und die Wirkung auf Kunden. Nach den Diesel-Manipulationen durch VW, nach nahezu branchenweit überhöhten Abgasemissionen steht nun ein weiterer schwerer Verdacht auf strafbares Handeln im Raum. Ob und wie weit es strafbar war, ist noch unklar. Schließlich sind die Grenzen zwischen normaler technischer Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Bildung eines verbotenen Kartells fließend. Während etwa eine Absprache über eine Steckernorm Verbrauchern nützt, hagelte es Milliardenstrafen vom Bundeskartellamt bei abgesprochenen Preisen wie dem "Schienenkartell". Die Vorwürfe gegen die Autokonzerne prüft die Brüsseler Wettbewerbsbehörde.

Doch jenseits von strafbar oder nicht sind die rechtzeitig zum Diesel-Gipfel am 2. August laut gewordenen Vorwürfe politisch hochbrisant. Wird doch eine Branche vorgeführt, der man - siehe Dieselskandal - nicht mehr traut und mit der sich die Politik am besten nicht gemeinmachen sollte. Der ohnehin dünn gewordene Gesprächsfaden ist nun zum Zerreißen gespannt. Für die Industrie ist das fatal, braucht sie doch politische Rückendeckung, angefangen bei der drohenden blauen Plakette, die ältere Dieselautos aus den Innenstädten verbannt, bis zu den strengen Brüsseler CO2-Vorgaben, wo Milliardenstrafen drohen, wenn diese verfehlt werden.

Fatal sind die Vorwürfe aber auch für die Politik. Dass Berlin von den beim Kartellamt eingereichten vermeintlichen Selbstanzeigen nach eigenem Bekunden erst ein Jahr später aus der Zeitung erfährt, ist schon mal eigenartig. Blamiert ist dabei nicht nur das CSU-geführte Verkehrsministerium, sondern auch das SPD-regierte Wirtschaftsressort. Auch die Grünen bekommen ihr Fett weg, verteidigt doch der baden-württembergische Landesvater Winfried Kretschmann angesichts von 200.000 Autojobs im Ländle den Diesel bei jeder Gelegenheit. Die Glaubwürdigkeit nicht nur der Automobilindustrie hat schweren Schaden erlitten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Ulli Gericke

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