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Rheinische Post: Amerika erfindet sich heute neu

Archivmeldung vom 04.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Fast zwei Jahre Wahlkampf um die US-Präsidentschaft liegen hinter Barack Obama und John McCain. Kein Tag verging ohne Umfragen, die meist einen Vorsprung für den Demokraten Obama verhießen, seltener ein Kopf-an-Kopf Rennen, das McCain Hoffnung gäbe.

Kein Tag auch ohne Nachrichten aus beiden Lagern, wobei es Obamas Wahlkampfmaschine geschickter verstand, Luftschlösser der Hoffnung zu bauen. Eines sollten wir Deutschen uns jetzt schon bewusst machen: Wer auch immer die Wahl gewinnt, wird kein "europäischer Präsident" sein, sondern immer zuerst US-Interessen betonen und durchsetzen. So dürfte im Falle eines Falles auch die romantische Verklärung Obamas schnell vom Wind der Realitäten weggeweht werden. Und doch ist diese Wahl schon heute ein Gewinn. Einmal mehr hat die amerikanische Demokratie ihre Kraft unter Beweis gestellt, sich in den größten Krisen neu zu erfinden. Nicht Männer des Establishments treten dabei gegeneinander an, sondern Nonkonformisten. Nur einer wie Obama konnte wohl Hillary Clinton als Kandidatin verhindern, um an die tragische Figur dieser Wahlschlacht zu erinnern. Minorität statt weißer Frau - die Demokraten entschieden sich für den großen Schritt. Barack Obama ist der erste schwarze US-Politiker an der Schwelle des Weißen Hauses. Mit seiner Lebensgeschichte, wenn auch keine typische für das schwarze Amerika, ist er Symbol der Durchlässigkeit der US-Gesellschaft. Der charismatische Redner verfügt nicht über die Erfahrung McCains, ein unbeschriebenes Blatt ist er deswegen nicht mehr. Wer es durch das Stahlbad des Wahlkampfs schafft, wurde einmal von Kopf bis Fuß durchleuchtet, hat Positionen zu allen Fragen der Politik entwickeln müssen - was oft übersehen wird, weil es hinter der Personalisierung des Wahlkampfs verschwand. McCain ist ebenfalls ein Außenseiter, ein "Maverick", ein Unabhängiger. Die Unterstützung für ihn im konservativen Lager blieb verhalten. Er inszenierte sich als neuer Republikaner, grenzte sich von Amtsinhaber Bush ab. Doch Kriegsheld McCain, der ursprünglich mit seiner Erfahrung in Sicherheitsfragen punkten wollte, verfiel in die Herausforderer-Rolle, während Obama spätestens in der Finanzkrise in die Position des präsidialen Kennedy-Wiedergängers schlüpfte. McCains Nominierung der wirren Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin wirkte da wie ein weiterer Fehlgriff. Obama und McCain haben sich den faszinierendsten Wahlkampf aller Zeiten geliefert. Auf einen von ihnen wartet nun das Amt des mächtigsten Mannes der Welt. Dieses Amt hat die Menschen, die es innehatten, immer stärker verändert, als es umgekehrt den Menschen gelang, das Amt zu verändern. Doch ist es keine zu gewagte Prognose, dass das Weiße Haus einen bemerkenswerten neuen Bewohner bekommt. So oder so.

Quelle: Rheinische Post

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