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WAZ: Bush, Berlin und die Nato

Archivmeldung vom 03.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was können die Ukraine oder gar Georgien tun, um Deutschlands Sicherheit zu verbessern? Eben: wenig bis nichts. Weshalb sollte man diese beiden Länder dann aufnehmen in ein Bündnis, das auf gegenseitiger Hilfeleistung beruht?

Außenpolitik ist Interessenpolitik. Immer. Es geht nicht um Menschenfreundlichkeit, aber auch nicht immer gleich um wirtschaftliche Fragen (Öl etwa). Deshalb hat die Bundesregierung recht, wenn sie den Amerikanern widerspricht, die die Ukraine wie Georgien in die Nato holen wollen, und das auch noch hopplahopp. Sie liegt auch richtig, wenn sie sich in diesem Fall an die Seite Russlands stellt: Weshalb sollte es im deutschen Interesse liegen, der abermaligen Provokation Russlands durch die Bush-Administration zu folgen? Die bewährte und historisch folgerichtige Doktrin deutscher Außenpolitik - im Zweifel für Amerika - wird nicht dadurch außer Kraft gesetzt, dass sich Berlin in einem besonderen, wenn auch wichtigen Fall, gegen die USA entscheidet.

Denn, andererseits: Was sind die Interessen der USA? Gerade die Bush-Administration sieht die Nato nicht als Gemeinschaft von Gleichen, sondern als ihr Werkzeug. Die Nato soll den Einflussbereich der USA ausdehnen. Und bezüglich Russlands ist es im Prinzip nichts anderes als die alte Eindämmungspolitik ("Containment") aus der Blockkonfrontation der Nachkriegszeit im modernisierten Gewand. Nur: Ist das noch zeitgemäß, nachdem der Eiserne Vorhang längst gefallen ist? Das typische russische Säbelrasseln täuscht auch nur über die Frage hinweg: Bedrohen die Russen eigentlich noch den Westen, nur weil sie über Panzer verfügen und Atomraketen? Und welche Waffen Putins oder Medwedews stellen eine größere Herausforderung für westliche Länder dar: Öl oder Raketen?

Deutschland, Frankreich, Italien haben schnell durchschaut, dass der amerikanische Vorstoß vor allem eine Machtdemonstration darstellt, mithin eine Provokation. Die USA können die Erweiterung der Nato nicht im Alleingang durchsetzen. Darum die eigentliche Frage: Wer muss sich eigentlich durch Washington mehr herausgefordert fühlen: Russland oder Amerikas Verbündete, also wir?

Eins ist jedenfalls jetzt klar: Die Nato wird, ernsthaft erst nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl, über sich selbst reden und wieder einmal neu entscheiden müssen. Leicht wird das nicht. Ganz gleich, wer auf Bush folgt. Sie oder er wird der Strategie folgen: Amerika zuerst.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Ulrich Reitz)


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