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Börsen-Zeitung: Endloses Geschachere

Archivmeldung vom 03.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Schön wäre,wenn all die Autos von Opel - die Corsa, Insignia, Astra und wie sie sonst noch heißen - uns ähnlich intensiv beschäftigen würden wie das schier endlose Gezerre um das Überleben des Rüsselsheimer Konzerns. Weil uns die Corsa, Insignia und Astra aber zunehmend egal sind, wie die seit Jahren sinkenden Marktanteile von Opel zeigen, hält das Geschachere um Staatshilfen weiter an.

Wer zu wenig eigenes Geld verdient, braucht schließlich Staatsknete. Dabei gab es in dieser Schmierenkomödie schon einige Höhepunkte zu bestaunen. Erst wollte die Mutter General Motors ihre europäische Tochter verhökern - um es sich kurz darauf doch wieder anders zu überlegen. Und das nicht, ohne Bundeskanzlerin Angela Merkel mächtig zu düpieren.

Dann ermittelte Opel-Chef Nick Reilly einen Bedarf von 3,3 Mrd. Euro für seinen Zukunftsplan - von denen GM überschaubare 600 Mill. selbst stemmen wollte. Die restlichen Milliarden sollten die Länder mit Opel-Werken beisteuern, wobei die Amerikaner von Deutschland, wo etwa die Hälfte aller Beschäftigten arbeiten, auch etwa die Hälfte aller Zusagen erwarteten.

Lächerlich, hieß es diplomatisch verbrämt in Berlin. Darüber hinaus zeigen die klaren Regularien des Deutschlandfonds, dass Opel gar keinen Anspruch auf Staatshilfen hat. Unterstützung können nur diejenigen Unternehmen erhalten, die Opfer der Wirtschaftskrise sind. Opel erleidet aber seit Jahren einen steten Bedeutungsverlust, wie die rückläufigen Marktanteile zeigen. Nach den Regeln des milliardenschweren Hilfsfonds muss Opel also genauso die Unterstützung verweigert werden wie vordem Karstadt/Arcandor.

Kein Wunder, dass GM angesichts des Drohpotenzials noch einmal nachbesserte. Jetzt wollen die Amerikaner minimal mehr als die Hälfte des Sanierungsbedarfs beisteuern -wobei bisher keiner weiß, wie viel davon Eigenkapital oder nur Kredite sind. Egal, GM gehört inzwischen ohnehin dem Staat, da ist alles Geld gepumpt. Nach diesem Zugeständnis erwartet Opel-Chef Reilly nun den Durchbruch bei den politischen Gesprächen. Er könnte recht behalten, drängen doch die Bundesländer mit Opel-Werken auf eine rasche Lösung. Und da in dem wichtigsten dieser Länder, in Nordrhein-Westfalen, in wenigen Wochen gewählt wird, ist ein Scheitern des anhaltenden Pokers höchst unwahrscheinlich.

Quelle: Börsen-Zeitung

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