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Börsen-Zeitung: Drama um Karstadt

Archivmeldung vom 29.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was bei Karstadt passiert, taugt angesichts von 25000 Beschäftigten sowie etlichen Zulieferern und Gläubigern nicht mal als schlechter Scherz. Was bei Karstadt passiert, ist eine Zumutung für Beschäftigte, Zulieferer und Gläubiger. Unfreiwillig erinnert das Schauspiel an das Theater des ehemaligen Arcandor-Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff, der immer viel versprach, aber kaum etwas Brauchbares lieferte.

Die Transaktionen, die Middelhoff einfädelte, wurden immer kurz vor dem Abschluss publikumswirksam veröffentlicht, um dann doch wieder verschoben zu werden. So war es bei dem Verkauf von Neckermann, so war es beim Verkauf der Immobilien, so war es beim Schmieden einer Luxushaus-Allianz mit europäischen Partnern.

Vor Wochen wurde der Milliardär Nicolas Berggruen als Investor gefeiert. Ein paar Vorbehalte gebe es noch, gut, aber Karstadt sei praktisch gerettet. Diese Vorbehalte, nämlich die Mieten in den Karstadt-Häusern, erweisen sich nun als nur schwer überbrückbares Problem. Dennoch verbreiten Beteiligte wie Goldman Sachs, Berggruen, aber auch der Insolvenzverwalter immer wieder die Nachricht, man stehe kurz vor dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen. Vielleicht wird auch der Gerichtstermin am 10. August, an dem das Amtsgericht Essen mal wieder über den Insolvenzplan entscheiden soll, verschoben. Schließlich waren bei dem Einigungstermin zwischen dem Vermietkonsortium Highstreet und dessen Gläubigern am Mittwoch nicht alle geladen. Die Einigung mit anderen Gläubigern, darunter die Valovis Bank, steht noch aus.

Das Absurde an der Situation ist nicht einmal die Hängepartie zwischen Berggruen und den Vermietern. Absurd ist, dass Berggruen und Highstreet suggerieren, dass die Einigung über die Mieten der entscheidende Akt ist. Das aber ist falsch. Die Diskussion um die Mieten hat andere, viel wichtigere Fragen völlig in den Hintergrund gedrängt: Was will der Einzelhandelslaie Berggruen mit Karstadt, und wie will er die Warenhauskette sanieren? Sein Idealismus in Ehren, aber Geld allein kann nicht die Strategie ersetzen, die es braucht, um das Warenhauskonzept Karstadts endlich in das 21. Jahrhundert zu befördern. Was derzeit bei Karstadt passiert, ist verantwortungslos. Die Mietverhandlungen sind nicht mehr als ein Prolog, das Drama kommt erst noch.

Quelle: Börsen-Zeitung

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