WAZ: Liga wird zur Wechselstube
Archivmeldung vom 02.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIkonen des Fußballs sind es gewesen, berühmt und gerühmt wegen der immergrünen Treue: Einem Wolfgang Overath oder einem Uwe Seeler machten selbst die lukrativsten Angebote namhafter Interessenten keine Lust, die Farben zu wechseln. Sie identifizierten sich auf immer und ewig mit "ihrem" Verein, und die Fans identifizierten sich mit diesen Idolen.
Vorbei, verklärende Vergangenheit. Offenbar sind Mobilität und
Flexibilität gefragt, was das Urteil des Internationalen
Sportgerichtshofes im Fall des schottischen Fußballprofis Andy
Webster zu beweisen scheint: Der wartete gar nicht erst das
Vertragsende ab, als er sich von seinem schottischen Klub zu einem
englischen veränderte.
Ähnliches droht der Bundesliga, die zur Wechselstube werden
könnte, wenn sich die Profis und ihre als äußerst gierig bekannten
Manager auf den höchstrichterlichen Spruch berufen: Vertragliche
Festvereinbarungen werden zur Makulatur, die Macht und die
Verdienstmöglichkeiten des laufenden Personals weiten sich ins
Unermessliche aus, weil Transferbestimmungen pulverisiert werden. Und
Treue verschwindet im Antiquariat. Schade.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Hans-Josef Justen)