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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Max Mosley

Archivmeldung vom 05.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Maske des Gentleman ist gefallen. Dabei ist es zweitrangig, ob die in dem mehr als unappetitlichen Video in Nazi-Uniform gekleideten fünf Prostituierten nur dem sexuellen oder auch dem politischen Geschmack des obersten Motorsportlers der Welt entsprechen.

Die Reaktion von Max Mosley auf die Enthüllung ist bizarr: Er bestreitet nicht, dass er der Hauptakteur dieser Schmuddelshow ist, distanziert sich aber nur von einer rechtsextremen Gesinnung. Aber deshalb zurücktreten - das schließt er aus. Der Patentanwalt beweist damit eine gewaltige Chuzpe, er ist immerhin oberster Regelhüter des Motorsports. Die Vorstellung ist wahrlich grotesk: Beim nächsten Regelverstoß der Formel 1 wird in edle Anzüge gewandet verhandelt, und die Vertreter der Rennteams haben ihren Boss alle schon halbnackt gesehen, wie er Frauen auspeitscht und dabei auf Deutsch »1, 2, 3, 4« zählt. Doch in dem Milliardengeschäft auf vier Rädern geht es nur um Macht und Profit. Da ist fast alles erlaubt. Politische Aussetzer hat es schon viele gegeben. Der Italiener Flavio Briatore zeigte den Hitler-Gruß, und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, ebenfalls Brite wie Mosley, hält die Gesellschaftsform Demokratie insgesamt für hinderlich. Aber nicht nur der Fall Mosley lässt einen bitteren Einblick in derzeitig mangelndes Krisenmanagement des Sports zu. In Sachen Peking zeigen die obersten Gralshüter des olympischen Gedankens eine geistig-moralische Verrohung. In Tibet werden Menschen zusammengeprügelt und getötet, tausende Demonstranten werden vor ein so genanntes Gericht gezerrt. Ein Chinese, der für Bürgerrechte und Umweltschutz kämpft, wird für dreieinhalb Jahre eingesperrt, eine freie Berichterstattung aus dem Reich der Mitte soll es nur während der Festspiele der Jugend geben. Und die Reaktion des IOC? Die Spiele müssen weitergehen. Doch dabei belassen es die Körperertüchtigungs-Honoratioren nicht. Diktatorisch weisen sie die eigentlichen Hauptdarsteller, die Athleten, darauf hin: Schneller, höher, weiter - das ist okay. Aber bitte nicht zu viel denken, und bloß nichts Kritisches oder Politisches sagen. Vielleicht passen Olympia und China - gemeinsamer Nenner: wenig Rechte, große Gewinne - im Jahr 2008 ja doch gut zusammen? Dabei müssten die Funktionäre eigentlich nicht so große Angst haben. Von ihnen als Querulanten empfundene Sportler, wie die Degen-Fechterin Imke Duplitzer, gibt es wenige. Die meisten halten es da eher mit vornehmer Zurückhaltung - auch im Fall Mosley. Dass ein Formel-1-Fahrer wie Nick Heidfeld sagt, man müsse immer daran denken, »dass man ein Vorbild für andere und vor allem junge Menschen« sei, ist schon die waghalsigste Form der Kritik in der Maul-halten-und-Unterhalten-Industrie. Die bittere Erkenntnis: Wenn es um Milliarden geht, muss die Moral eine Auszeit nehmen. Nur Profit (Sportler, Veranstalter, TV-Anstalten) und Macht (Funktionäre) sind heilig.

Quelle: Westfalen-Blatt

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