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Berliner Morgenpost: Der Wettbewerb auf Berlins Strommarkt leidet

Archivmeldung vom 24.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist noch nicht lange her, da saß Vattenfall-Chef Lars G. Josefsson in der Europa-Zentrale an der Chausseestraße, um bei den Kunden Abbitte zu leisten. Die deutsche Tochter des schwedischen Staatskonzerns sei weit davon entfernt, ein akzeptiertes, kundenfreundliches Unternehmen zu sein.

Das sagte der Schwede im Sommer 2007, nachdem er gerade seinen Europa-Chef Klaus Rauscher in die Wüste geschickt hatte. Der hatte saftige Preiserhöhungen zu verantworten, das Verschweigen billigerer eigener Tarife in Kundenbriefen und vor allem den heimlichtuerischen Umgang mit Störfällen in deutschen Atomkraftwerken. Kunden seien enttäuscht worden, räumte Josefsson damals ein. Vor allem auf den Stamm-Märkten Berlin und Hamburg. Deren Vertrauen müsse nun zurückgewonnen werden. Seit gestern ist klar, dass der Energieriese aus Skandinavien einen anderen Weg geht, um seine abtrünnigen Kunden zurückzuholen: Man kauft ein. Vattenfall übernimmt die Holländer von Nuon für 8,5 Milliarden Euro. Was auf dem internationalen Markt der Mega-Deals trotz Krise immer noch erst für die zweite Liga reicht, hat in Berlin ernste Konsequenzen. Denn der weitaus größte Stromanbieter, der 2003 die einst kommunale Bewag übernommen hatte, verleibt sich den wichtigsten Verfolger ein. 200.000 Berliner Kunden, die Vattenfall den Rücken gekehrt haben, hängen jetzt wieder am Haken. Vattenfall erwirbt aus der gut gefüllten Kriegskasse die verlorenen zehn Prozent Marktanteil zurück. Aus Sicht des Konzerns mag es Sinn machen, sich mit Nuon ein Standbein in den Benelux-Staaten zu verschaffen und Vertriebskanäle in die von den anderen deutschen Energieriesen beherrschten Regionen Deutschlands zu legen. Für den Wettbewerb auf dem regionalen Strommarkt in Berlin ist das eine miserable Nachricht. Natürlich können Privathaushalte und Gewerbetreibende auch nach einer Fusion Vattenfall/Nuon ihren Anbieter wechseln, wenn sie Strom billiger oder ökologischer oder weniger atomlastig aus den Steckdosen haben wollen. Aber die Niederländer waren eben deutlich größer als die vielen kleinen Nischenanbieter aus dem Internet. Mit aggressiver Werbung und ihrer peppigen "Lekker Strom"-Kampagne haben sie den Wettbewerb auf dem Strommarkt auch für den Normalverbraucher erlebbar gemacht. Nuon war gerade im wichtigen Testmarkt Berlin tatsachlich ein neuer, großer Spieler und nicht nur der Billigableger eines anderen Mitglieds des deutschen Energie-Oligopols wie Yello, Eprimo oder E-wie-einfach. Als solche Nebenmarke will Vattenfall nun wohl Nuon nutzen. Die Energieriesen inszenieren mit ihren Billigmarken einen Wettbewerb, ohne dass es echte Konkurrenz auf dem Strommarkt gibt. Eine unverdächtige Organisation wie die Berliner Industrie- und Handelskammer forderte bereits, die Oligopole auf den Strom- und Gasmärkten müssten "durch neue Akteure überwunden werden". Von diesem Ziel ist Berlin seit gestern weiter denn je entfernt.

Quelle: Berliner Morgenpost

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