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Westdeutsche Zeitung: Fleißige Deutsche

Archivmeldung vom 01.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Helmut Kohls Angst war also unbegründet. Deutschland ist nicht, wie es im berühmten Zitat des Ex-Kanzlers heißt, zum "kollektiven Freizeitpark" verkommen. Im Gegenteil: Überraschend bescheinigt uns eine EU-Studie, dass wir zu den besonders Fleißigen in Europa zählen - was vor allem im Vergleich mit anderen großen Staaten auffällt.

Und auch wenn das viele nicht gerne hören werden: Das ist eine gute Nachricht, denn nur mit hohem Einsatz aller kann Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen. Was besonders in Krisenzeiten gilt. Skeptischer sehen das vor allem die Gewerkschaften, die eine Gefahr für Gesundheit und Familienleben entdecken, weil die Wochenarbeitszeit im Vergleich zum Jahr 2003 um 1,6 Stunden gestiegen ist. Ob darunter der Einzelne wirklich leidet, ist zu bezweifeln. Schließlich entspricht dies ja nur rund 20 Minuten pro Tag. Die wahre Sorge der Gewerkschaften liegt anderswo: Die Studie zeigt, dass sie den Kampf um Arbeitszeitverkürzungen nur auf dem Papier gewonnen haben. Wenn immer mehr engagierte Arbeitnehmer Mehrarbeit leisten und andere überhaupt nicht mehr der Tarifbindung unterliegen, dann verlieren formale Tarifabschlüsse an Bedeutung. Die entscheidende Frage jedoch ist, ob offizielle Arbeitszeiten in unserer modernen Gesellschaft überhaupt noch aussagekräftig sind. Mitarbeiter, die 50 Stunden am Schreibtisch sitzen, aber ihre Zeit vertrödeln, nutzen dem Unternehmen viel weniger als jemand, der 40 Stunden effektiv tätig ist. In vielen Branchen wird die reine Arbeitszeit als Bemessungsgrundlage weiter an Wert verlieren. Immer entscheidender wird allein das Ergebnis der Arbeit - und nicht, wie der Erfolg erreicht wurde. Zudem hat die moderne Technik die Arbeitszeiten für viele längst zur Formsache erklärt. Wer dank mobilem Telefon, SMS und E-Mail immer erreichbar ist, der ist im Prinzip auch immer im Dienst. Die meisten Betroffenen empfinden das nicht als Nachteil, weil sie erleben, dass sie Gestaltungsmöglichkeiten gewinnen. Allerdings müssen auch diese Leute die Freiheit haben, das Handy mal abzustellen. Sonst droht wirklich Überlastung. Aber das ist eine persönliche Entscheidung, und ein solches Problem ist nicht per Tarifvertrag lösbar.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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