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Immer mehr Krisensignale

Archivmeldung vom 09.07.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Der Kapitalmarkt sendet derzeit immer mehr Krisensignale in Sachen Konjunktur, man darf zu Recht von Rezessionssignalen sprechen. Und das R-Wort macht auch unter Analysten und Marktakteuren immer mehr die Runde, ablesbar an den täglichen und wöchentlichen Marktausblicken. Die Rezessionsangst löst die Inflationsfurcht als größte Sorge an den Märkten ab, die stets sehr vorausschauend blicken - meinen zumindest viele.

Krisensignale kommen gleich aus drei Marktsegmenten. Erstens: der Devisenmarkt. Der Euro nähert sich der Parität, im Grunde genommen handelt er mit 1,007 Dollar je Euro praktisch schon auf diesem Niveau. Ein Euro ist damit ein Dollar. Der tiefste Stand seit rund 20 Jahren. Und woran liegt es? Die US-Notenbank ist der Europäischen Zentralbank (EZB) in Sachen Zinsanhebungen salopp gesagt einen oder zwei Schritte voraus. Das stärkt den Dollar und bedeutet umgekehrt eine Schwächung der Gemeinschaftswährung Euro, abzulesen eben daran, dass der Euro nun gleich einen Dollar wert ist und nicht mehr mehr. Und es ist durchaus vorstellbar, dass der Euro noch unter diese Marke abrutschen wird. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Hatten doch viele vor einigen Monaten erwartet, dass die EZB zügiger reagieren wird und den Leitzins anhebt, werden diese Erwartungen, was das Ende der Fahnenstange betrifft, nun immer mehr zurückgeschraubt. Will heißen: Die EZB hebt den Leitzins nun doch nicht mehr so stark an, wie viele es im Markt bis vor einigen Wochen noch erwartet hatten. Das bedeutet aus Währungssicht erst mal einen Vorteil für den Dollar, wenn die Fed bei ihrem restriktiveren Kurs bleibt. Für sich genommen sollte man das auch mal in Zweifel ziehen, schließlich wird auch die US-Wirtschaft - in welchem Ausmaß auch immer - vom Ukraine-Krieg betroffen sein.

Zweitens: die Aktienmärkte. Derzeit rangiert der Dax zwischen 12 000 und 13 000 Punkten. Schwache Tage sind jüngst häufiger zu beobachten gewesen. Über den Märkten schwebt derzeit das Damoklesschwert Gaslieferstopp aus Russland. Und das würde in Sachen Rezession sicherlich den garantierten Eintritt derselben in der europäischen Wirtschaft - und nicht in nur in dieser - bedeuten. Eine weitreichende Energiekrise, die über das Maß hinausgeht, das heute in manchen Szenarien befürchtet wird, hat in weiten Teilen der Wirtschaft nicht nur deutliche Abschwächungen, sondern womöglich auch den Stillstand zur Folge. Umsatz- und Gewinneinbrüche wären die Konsequenz, auf die Entlassungen, Hilfsanträge, staatliche Unterstützungen, aber auch Insolvenzen folgen würden. Was dieses Szenario mit den Anteilscheinen der Unternehmen macht, muss nicht wirklich erklärt werden. Dax unter 10 000 Punkten ist dann ein sehr realistisches Szenario, zu dem es hoffentlich nicht kommt.

Drittens: die Anleihemärkte. Es hatten so viele erwartet, dass nun der deutliche Renditeschub nach oben kommt. 2 % und mehr bei der zehnjährigen Bundrendite, endlich wieder positive Zinsen, die auch was einbringen. Bis auf knapp vor 1 % ist der Satz in der gerade abgelaufenen Woche im zehnjährigen Bereich aber schon wieder abgerutscht. Fast 50 % des Anstieges waren damit schon wieder zunichtegemacht. Am Anleihemarkt hat das Wort Rezession mit Sicherheit eine größere Häufigkeit in der Erwähnung in den morgendlichen Marktausblicken als das Wort Inflation. In den Vereinigten Staaten ist die Zinskurve auch immer wieder invertiert. Das allein war in den vergangenen Dekaden ein sehr verlässlicher Signalgeber für die konjunkturelle Entwicklung. Denn den Rezessionen in der Vergangenheit gingen in der Regel inverse Zinsstrukturkurven voraus, d.h. die langfristigen Anleihezinsen lagen unter den kurzfristigen Bondrenditen. Damit preist der Markt ein, dass die Zentralbank in Antizipation einer wirtschaftlichen Abschwächung auf längere Sicht die Zinsen senken muss, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.

Fazit: Euro auf Paritätskurs zum Dollar, Aktienmärkte nervös und wacklig und Staatsanleihenmärkte, an denen die Renditen purzeln und Zinskurven invertieren. Das sind deutliche Signale.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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