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Börsen-Zeitung: Der Papagei ist tot

Archivmeldung vom 22.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In einem schönen Sketch der britischen Komiker-Truppe Monthy Python hat der Kunde einer Tierhandlung große Probleme, dem Mann im Laden begreiflich zu machen, dass der erst vor einer halben Stunde im Geschäft erstandene Papagei, der da regungslos im Käfig liegt, tot ist. Der Verkäufer aber nimmt ihm dies partout nicht ab, selbst als der Kunde das Tier mit dessen Hinterkopf rhythmisch auf die Ladentheke schlägt.

Wie dieser Mann dürften derzeit viele Anleger mit ihren auf Griechenland lautenden Kreditausfallderivaten umgehen, nachdem der Weltfinanzverband IIF und die Regierung in Athen einen Forderungsverzicht privater Gläubiger von nominell 53,5% ausgehandelt haben. Jeder weiß: Hellas ist so pleite, wie der schon seltsam starr wirkende Papagei tot ist. Wenn die Inhaber von Credit Default Swaps (CDS) bei dem als freiwillig apostrophierten Schuldentausch nun dennoch leer ausgehen, zeigt dies, wie notfalls Regeln verbogen werden, um unwägbare Kettenreaktionen am Markt zu verhindern und politisch opportune Resultate zu kreieren.

Auch umgekehrt aber wird ein Schuh daraus. Denn was ist ein Produkt wert, das im Ernstfall nicht hält, was es verspricht? In ihrer kurzen und recht unerquicklichen Geschichte haben CDS bisher vor allem Verwirrung gestiftet, denn sie suggerieren Sicherheit, wo keine ist. Oft werden sie ohnehin weniger dazu benutzt, um reale Risiken abzusichern - dafür gibt es Versicherer. Vor allem scheint ihr Zweck virtuelle Risikostreuung der Ergebnisrechnung zuliebe zu sein. Dies gilt allem voran für CDS auf Staaten. Fällt ein Staat als Schuldner aus, haben dort ansässige Banken ganz andere Probleme, ob sie nun CDS gekauft haben oder nicht. Fast belustigt wird bei Aufsehern gleichwohl von Häusern berichtet, die Derivate auf den Heimatstaat verkaufen - an Banken im selben Land. Eigentlich müsste der Käufer anschließend im Interesse seiner Aktionäre darauf hinwirken, dass sein Heimatland ausfällt.

Neben neuen Abschreibungen bei Banken und nochmals vermindertem Appetit der Institute auf Staatsanleihen wird der nun vereinbarte Hellas-Haircut zur Folge haben, dass manche Anleger ihre Chance darin sehen, auf ein Scheitern des Anleihetauschs zu setzen und dieses nach Kräften zu befördern. Auch dies ist ein Argument, Kreditderivate, ungedeckte zumal, abzuschaffen. Damit es nicht bald schon wieder heißt: Nein, der Papagei ist nicht tot. Er ruht sich nur aus. Er liegt gern auf dem Rücken, denn das ist gut für seine Wirbelsäule.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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