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Kölnische Rundschau: zu Rösler/Landärzte

Archivmeldung vom 07.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Willkommen in der Wirklichkeit. Langsam entdeckt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler jene Alltagsprobleme, mit denen er sich heute und in den verbleibenden gut drei Jahren der Legislaturperiode herumzuschlagen hat, während seine Kopfpauschalen- Idee wohl bis zur nächsten Bundestagswahl nicht über das Stadium eines Denkmodells hinausgelangen dürfte.

Nach den Pillenpreisen wendet sich der Minister dem drohenden Leerstand in Landarztpraxen zu, und er tut gut daran. Sicher, sein Konzept hat Haken. Man möchte sich lieber nicht zu genau vorstellen, wie kontrolliert werden kann, ob ein einst zu Vorzugsbedingungen an der Universität zugelassener Medikus später auch wie vereinbart in die Ärzte-Diaspora zieht. Pragmatische Lösungen unterscheiden sich nun einmal von ökonomischen Theorien durch ihren Mangel an Eleganz. Wenn sich aber in einem guten Jahrzehnt herausstellen sollte, dass Rösler mit seiner Idee dazu beigetragen hat, den Ärztemangel auf dem flachen Land etwas zu mildern, dann hat der FDP-Politiker Dank und Anerkennung verdient. Mehr als ein Beitrag zur Problemlösung kann eine solche Idee allerdings nicht sein. Auch wenn ausreichend Studienplätze zur Verfügung stehen sollten, um all die neuen Bewerber zuzulassen - eine Landarztpraxis, die sich ökonomisch nicht trägt, wird auf Dauer auch nicht zu besetzen sein. Richtigerweise macht Rösler sich daher auch Gedanken über neue Formen der Berufsausübung - mehr Versorgungszentren etwa und Praxen mit Filialnetz. Solche Einrichtungen sollten sich aber selbst tragen und nicht am Tropf von Staat und Kommunen hängen, denn es ist sinnlos, mit Subventionen eine wegbrechende Siedlungsstruktur retten zu wollen. In Regionen mit starker Abwanderung wird man Wohngebiete aufgeben müssen, weil deren Infrastruktur nicht mehr zu bezahlen ist. Das gilt für Strom- und Wassernetze, Busse und Schulen ebenso wie für Arztpraxen. Einen Trend, gegen den Bau- und Verkehrsminister machtlos sind, wird auch der Gesundheitsminister nicht stoppen.

Quelle: Kölnische Rundschau

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