Neue OZ: Krafts Gratwanderung
Archivmeldung vom 25.05.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie SPD ist wieder da, hatte Hannelore Kraft nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gejubelt. Sie hat sich zu früh gefreut. Denn der Weg der Sozialdemokraten zurück an die Macht erweist sich als riskante Gratwanderung - Absturzgefahr inbegriffen.
Zwar hat Kraft die erste Probe bestanden und sich nicht auf eine Seilschaft mit den schwer kalkulierbaren Linken eingelassen. Doch ist auch der Weg, den sie jetzt sondieren will, nicht ohne Risiko. Immerhin hat die CDU 5882 Zweitstimmen mehr bekommen als die SPD. Die Union pocht deshalb zu Recht darauf, den Ministerpräsidenten zu stellen. Für die SPD bliebe nur die undankbare Rolle des Juniorpartners und Mehrheitsbeschaffers: ein Schreckensszenario für die Sozialdemokraten, die nach der Großen Koalition im Bund ein desaströses Wahlergebnis hinnehmen mussten.
Eine Ampelkoalition mit Grünen und Liberalen wäre aus Sicht der SPD deutlich attraktiver, weil sie dann auf dem Gipfel der Macht stünde. Und wer weiß: Vielleicht überdenkt die FDP ja doch noch einmal ihre Absage an Sozialdemokraten und Grüne. Immerhin sind die von den Liberalen so gehassten Linken aus dem Rennen. Und an Neuwahlen, wie die SPD sie jetzt ins Gespräch bringt, können die Liberalen kein Interesse haben. In der politischen Stimmung sind sie auf drei Prozent abgestürzt, bei einer erneuten Landtagswahl müssten die Freidemokraten um den Wiedereinzug ins Parlament bangen - keine guten Aussichten.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung