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Börsen-Zeitung: Griechisch Roulette

Archivmeldung vom 25.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ist das nicht merkwürdig? Urplötzlich sind Europas Finanzminister ungemein streng mit den Griechen. Nicht nur, dass sie umgehend zusätzliche Spar- und Reformmaßnahmen verlangen. Sondern auch, dass sie den Deal über den Forderungsverzicht nicht akzeptieren, auf den sich die Griechen mit ihren privaten Gläubigern verständigen wollten. Auf einmal pochen Juncker, Schäuble und Kollegen darauf, dass die Griechen einen Zins von deutlich weniger als 4% verabreden, um sich nicht zu schwere Lasten aufzubürden.

Ein Schelm, wer dabei an den IWF denkt. Einiges spricht dafür, dass die Europäer eigentlich gerne ein Auge zuzudrücken bereit wären, wenn es um den Ausblick für Griechenlands Rückkehr in eine tragfähige Finanzpolitik geht. Ginge es nämlich nur nach den Europäern, würden die bestimmt sagen: Ach, den Abbau der Schuldenquote bis 2020 auf 120% werdet Ihr bestimmt schon hinbekommen, selbst mit 4% Zinsen.

Aber es sind nun einmal nicht die EU-Beamten allein, die beurteilen müssen, ob die Anstrengungen in Griechenland reichen und die Zinsen niedrig genug sind. Darüber hat vielmehr auch der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank mitzuentscheiden. Und zumindest der IWF, so verlautet in Brüssel, verliere langsam, aber sicher die Geduld mit den Krisen-Griechen.

Gewiss mag es dafür sogar einige plausible Gründe geben. Selbst Diplomaten, die ganz sicher nicht im Verdacht stehen, die Lage in Hellas absichtlich zu dramatisieren, sprechen von einem "Mangel an Staatlichkeit" - ein vernichtendes Urteil, weil damit die Reformfähigkeit insgesamt angezweifelt wird.

Allein, die Strategie, den Druck immer aufs Neue zu erhöhen, ist gefährlich. Die Wette darauf, dass am Ende ja doch weder die Griechen noch deren Gläubiger das explosive Experiment eines verordneten Schuldenschnitts oder einer ungeordneten Pleite eingehen wollen und deshalb irgendwann noch mehr Zugeständnisse machen, ist gewagt. Sich darauf zu verlassen, heißt Griechisch Roulette zu spielen.

Europa scheint erstmals seit Langem eine Chance zu haben, die Staatsschuldenkrise in den Griff zu bekommen. Nicht kurzfristig und nicht ohne Rückschläge, aber doch auf Sicht. Das kann aber nur gelingen, wenn es Euro-Regierungen und der IWF endlich schaffen, eine Verständigung darüber zu erzielen, wie mit Griechenland umgegangen wird. Ein Zerwürfnis in der Troika könnte weitreichende Folgen haben und eine neue Eskalation der Krise provozieren.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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