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Grün, grün, grün

Archivmeldung vom 27.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Vertrauen, so lautete lange ein Slogan der Deutschen Bank, ist der Anfang von allem. Die Fondstochter DWS hat nun schmerzhaft zu spüren bekommen, was es bedeutet, wenn am Vertrauen genagt wird. Die Tatsache, dass Aufsichtsbehörden sondieren, was es mit Vorwürfen einer früheren Managerin gegen die Fondsgesellschaft auf sich hat, ließ die Aktie der DWS um annähernd 14 % einbrechen.

Natürlich wäre es vermessen, wollte man ein Urteil darüber fällen, inwieweit die Verdächtigungen begründet sind oder nicht. Schließlich geht es um die komplizierte Frage, ob die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess tatsächlich so weit fortgeschritten ist, wie es die Fondsgesellschaft für sich in Anspruch nimmt. Die allergische Reaktion des Kapitalmarkts sollte gleichwohl den Vermögensverwaltern - und längst nicht nur der DWS - eine Warnung sein, mit Ankündigungen gegenüber dem Publikum vorsichtiger zu sein. Zumal diese Ansagen oft ausgesprochen vollmundig sind: Grün, grün, grün sind alle meine Produkte! Investmentfonds überbieten sich darin, die Firmen, in die sie Kundengeld investieren, als soziale, nach besten Regeln der Unternehmensführung geleitete und die Umwelt schonende Unternehmungen zu präsentieren. Dabei belegen ja allein die Klagen über Defizite bei nichtfinanziellen Kennziffern, wie schwer es ist, die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu bewerten.

Gewiss, Aufsichtsbehörden werden nicht prüfen, ob Anlageprodukte tatsächlich nachhaltige Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft haben. Aber sie können und müssen darauf achten, ob die dem Kunden zugesagte Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien auch wirklich funktioniert. BaFin, SEC & Co. werden sich sicher nicht dem Vorwurf der Öffentlichkeit aussetzen, bei einem der sensibelsten politischen Themen dieser Tage unaufmerksam zu sein.

In Zukunft werden die Behörden daher sicherlich noch vielfach Praxis und Methodik einzelner Fondsgesellschaften unter die Lupe nehmen. Das Risiko für die Anbieter von ESG-Produkten besteht dabei weniger in behördlich verordneten Geldbußen, vielmehr im Reputationsverlust im Wettbewerb um Kundengeld.

Wer für sich den Anspruch erhebt, bei der Integration von ESG-Kriterien in den Investmentprozess weiter zu sein als die Konkurrenz, darf sich auf jeden Fall weder handwerkliche Fehler noch eine langsame oder lasche Umsetzung von Standards und Methoden leisten. Denn sonst sind Zweifel programmiert. Und Misstrauen kann das Ende von allem sein.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Detlef Fechtner

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