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Berliner Morgenpost zum Verhalten der Deutschen in der Wirtschaftskrise

Archivmeldung vom 19.05.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Allmählich muss man das ja mal sortieren: Porsche platt. Karstadt platt. Daimler schwer angeschlagen. Das grüne Band der Sympathie zerrissen. Opel am Boden. Schiesser. Continental. Märklin. Die Commerzbank quasi verstaatlicht. Eigentlich wartet man täglich auf neue Hiobsbotschaften.

Von Langnese. Persil. Oder von Tengelmann. Es sind die großen Namen der alten Bundesrepublik, die uns gerade um die Ohren fliegen. Da kann es einem schon mulmig werden. Ein erheblicher Umbruch, der auf unsere Wirtschaft, auf unsere Familien zukommt, man sollte sich wappnen. Die Deutschen, soweit man das von hier aus übersehen kann, machen das ganz gut in diesen Tagen. Sie gehen mit dieser an den Grundfesten rüttelnden wirtschaftlichen Talfahrt so unaufgeregt um, wie man sich das nur wünschen kann. Das liegt auch an den diversen, manchmal nur deklamatorischen, oft sehr teuren Hilfsmaßnahmen, mit denen die Politik der Krise begegnet. Das liegt auch an einer Medienlandschaft, der häufig und gern Hysterie und Panikmache unterstellt wird, die die Menschen aber gerade ziemlich besonnen durch stürmische Zeiten begleitet. Das liegt auch an dem konstruktiven Umgang, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Regel miteinander pflegen, wenn es vor Ort wirklich drauf ankommt. Im Grunde bewährt sich das politische und wirtschaftliche System der Bundesrepublik gerade wieder einmal, auch wenn es natürlich immer was zu meckern gibt, so sind wir nun mal. Noch ein Indiz dafür, dass das Land ziemlich erwachsen geworden ist nach 60 Jahren: Gerade jetzt, wo man doch hätte annehmen können, dass die politischen Marktschreier am linken und rechten Rand Aufwind bekommen, drängt es doch alle eher in die Mitte, zum Bürgertum. Helmut Schmidt hätte sicher große Chancen, Kanzler zu werden in diesem Herbst. Es wird bis zur Bundestagswahl, erst recht danach, darauf ankommen, dass unsere Parteien, Meinungsführer, Unternehmer den latent verunsicherten Menschen Perspektiven aufzeigen, wie sie einigermaßen gerade durch die Krise kommen. Das gilt weiterhin vor allem in den ostdeutschen Bundesländern, das gilt aber - darauf weist auch der "Armutsatlas" - gerade an jenen Standorten, in denen die großen alten Marken siedeln. Genau dort, wo man sich vielleicht allzu lange auf Wohlstand und Wachstum ausgeruht hat, ist jetzt Initiative gefragt, braucht man Unternehmertum, Eigeninitiative, auch konstruktive Solidarität. Testosterongestützte Schaukämpfe, wie seit Monaten bei VW/Porsche zu besichtigen, dürften eher der falsche Weg sein. Und noch etwas: Die kurzfristigen Nothilfen, die der Staat aus seinem Fürsorgeanspruch derzeit bietet, vielleicht bieten muss, können nicht von Dauer sein. Weder für den einzelnen Arbeitnehmer noch für einzelne Unternehmen, erst recht nicht für ganze Branchen. Deren Wohlergehen, deren Chancen, deren Zukunftsfähigkeiten ergeben sich auf lange Sicht einzig aus dem, was Porsche und Co einst groß gemacht hat: aus der Anziehungskraft ihrer Ideen und Produkte.

Quelle: Berliner Morgenpost

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