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Rheinische Post: In Hessen geht es um mehr

Archivmeldung vom 26.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Er oder sie Hessens Wähler entscheiden dieses Duell gleich zweimal. Für das Land final, zwischen CDU-Ministerpräsident Roland Koch und seiner SPD-Herausforderin Andrea Ypsilanti. Für die Bundesebene vorläufig, zwischen CDU-Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Kurt Beck.

Weil das so ist, haben wir in Hessen die schärfste Auseinandersetzung seit langem erlebt, die den gleichzeitigen Wahlkampf in Niedersachsen glatt in den Schatten stellte. Mit Koch steht allerdings auch der profilierteste Politiker seiner Generation zur Wahl. Noch keine 50, wirkt er auf seine Gegner wie ein Wiedergänger von Franz Josef Strauß. Deshalb wurde geholzt wie in den Siebzigern. Koch trug mit seinem manchmal schrillen Wahlkampf, der am Ende das alte Strauß-Motiv "Freiheit statt Sozialismus" zitierte, einiges dazu bei. Vom Koch-Zerrbild, das viele von ihm zeichneten, aber auch von der Tatsache, dass manche Hessen (und Journalisten) des seit neun Jahren regierenden Koch überdrüssig sind, profitierte seine Herausforderin. Motto: Ein neues Gesicht soll her  fast egal, welches. So muss man Ypsilanti auch als eine Art Äppelwoi-Variante des derzeit in den USA zu bestaunenden Phänomens Barack Obama verstehen: Zwei eigentlich chancenlose Außenseiter versprechen einem schnell gelangweilten Publikum Abwechslung. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die Programme dieser Aufsteiger Soufflés ähneln  ein Stich und die Luft ist raus. Sozialdemokrat Wolfgang Clement hat das im Fall Ypsilanti exemplarisch vorgeführt. Gedankt wird es ihm am Montag nach der Wahl wahrscheinlich mit dem Rausschmiss aus der SPD. Nun ist Politik kein Dschungelcamp, auch wenn sich SPD-Fraktionschef Peter Struck gelegentlich so gebärdet. Wähler gehen in ihrem Urteil überlegter vor als Teenager, die zur Gaudi mal eben jemanden telefonisch "raus wählen". Das könnte Kochs Chance sein. Bei der Kompetenz sahen ihn die Wähler in Umfragen bis zum Schluss vor seiner Herausforderin, er bietet dem Industrieland Hessen mit der FDP einen berechenbaren Koalitionspartner  das hat er Ypsilanti und ihren schwurbeligen Aussagen über eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei voraus. Er gegen sie  so lautet auch das Duell auf Bundesebene. Gelingt der SPD der Machtwechsel in Wiesbaden, wäre das ein Triumph für Kurt Beck und seinen Linkskurs. Ein Achtungserfolg Ypsilantis würde Beck immerhin den Spielraum lassen, es weiter so zu probieren. Schafft Koch auf den letzten Metern einen echten Stimmungsumschwung, beschert er der SPD eine Führungs- und Richtungsdebatte. Spiegelbildlich die Situation in der CDU: Ein Sturz Kochs würde die Frage aufwerfen, ob er allein verloren hat oder welchen Anteil das schwache Profil der CDU und ihrer Kanzlerin in der großen Koalition hatte. Koch würde nach Berlin drängen. Es entstünde Unruhe  das, was Merkel am wenigsten mag. Jetzt heißt es warten. Noch gut 36 Stunden.

Quelle: Rheinische Post

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