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Börsen-Zeitung: Ratingagenturen in der Enge

Archivmeldung vom 01.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Im Schwarzer-Peter-Spiel rund um die seit sieben Monaten andauernde Subprime-Hypotheken- und Finanzmarktkrise wird es allmählich eng für die Ratingagenturen.

Wer nach den Ursachen für die sich türmenden Milliarden-Verluste in der internationalen Finanzwelt fragt und Konsequenzen fordert, wird die Rolle von Bankvorständen und ihren Kontrollgremien, von Wirtschaftsprüfern und Bankaufsehern noch gründlicher untersuchen müssen. Versagt haben in dieser Krise aber auch die Bonitätsprüfer. Sie könnten in besagtem Spiel diejenigen sein, die als erste Sanktionen tragen müssen.

Sollten die drei dominierenden US-amerikanischen Agenturen Standard&Poor's (S&P), Moody's und Fitch durch regulatorische Vorgaben verpflichtet werden, besser über die Risiken strukturierter Finanzprodukte aufzuklären und den von Politik und Aufsichtsbehörden beanstandeten Interessenkonflikt zwischen der Beratung und Bewertung dieser hochkomplexen Produkte aufzulösen, hätten sie es sich auch selbst zuzuschreiben. Zwischen der gestrigen Ankündigung von S&P, eine Herabstufung von Wertpapieren mit Subprime-Bezug im Volumen von 530 Mrd. Dollar zu prüfen, und der am vergangenen Wochenende artikulierten Drohung der vier größten EU-Staaten, regulierend bei den Agenturen für mehr Transparenz zu sorgen, sollten diese sich dazu nicht selbst verpflichten, mag kein direkter Zusammenhang bestehen. Dann aber sieht zumindest der Zeitpunkt für die Ankündigung der Agentur nicht unbedingt geschickt aus.

Die Bonitätsprüfer müssen sich seit Mitte vergangenen Jahres ohnehin den Vorwurf gefallen lassen, zu spät vor den Problemen im US-Markt für Hypothekenkredite an einkommenschwache Haushalte gewarnt und mit Herabstufungen von Ratings reagiert zu haben. Wer wie der Chef von Moody's jüngst in Davos Fehler bei der Bewertung strukturierter Anlageprodukte mit Subprime-Bezug eingesteht, darf sich auch nicht wundern, wenn ein Bundesfinanzminister die Schaffung einer europäischen Ratingagentur fordert.

Doch ist Unabhängigkeit der Agenturen als Informationsvermittler für die Effizienz von Kapitalmärkten ein hohes Gut. Die Bonitätsnoten wären wohl weniger wert, würden Ratingmethoden regulatorisch determiniert. Dies dürfte in dem Schwarzer-Peter-Spiel auch noch zu berücksichtigen sein.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Carsten Steevens)

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