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FZ: Steinige Zukunft

Archivmeldung vom 12.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vielleicht war es der größenwahnsinnige Wunsch, Ägypten länger als der große Pharao Ramses II. zu regieren, der Husni Mubarak so lange und beharrlich an seinem Amt kleben ließ. Vielleicht war es auch Altersstarrsinn, gepaart mit Realitätsverweigerung, unter der Despoten häufig leiden. Doch am Ende erkannte auch der 82-Jährige, dass Ramses eine Nummer zu groß für ihn gewesen wäre. Der bedeutendste Herrscher des alten Ägyptens regierte vor drei Jahrtausenden 66 Jahre lang und führte das Reich am Nil zu bis dahin ungekannter kultureller und wirtschaftlicher Blüte. Mubarak trat nach 29 Jahren und vier Monaten ab - und hinterlässt seinen Nachfolgern ein Land, das jenseits der monumentalen Pyramiden und sonnigen Strände am Roten Meer abgewirtschaftet, ausgebeutet und verdörrt ist.

Auf dem stumpfen, wüstigen Boden gediehen in den vergangenen drei Jahrzehnten Armut, soziale Probleme und Islamismus, während Mubarak ein Milliarden-Vermögen anhäufte. Und der Westen schaute weg.

Dass sich der Präsident so lange gegen den Machtverlust aufbäumte, war zweifellos auch Folge zweier massiver Fehleinschätzungen, was das Verhalten seiner innen- und außenpolitischen Verbündeten angeht: Glaubte Mubarak zunächst, den Protest der Straße mit Panzern niederschlagen zu können, musste er mit ansehen, dass sich seine Armee lethargisch verhielt - und die Demonstranten gewähren ließ. Darüber hinaus wurde er vom Verhalten der USA und der Staaten Europas überrascht, die sich auf die Seite des Volkes schlugen. Immerhin war Mubarak, der die gefährliche Muslimbruderschaft in Schach hielt und nicht am Frieden mit Israel rüttelte, 30 Jahre lang für den Westen ein Garant der Stabilität in der Region. Menschenrechtsverletzungen, Folter-Gefängnisse und eine Kultur der Bespitzelung wurden vom Ausland toleriert, Präsidentengattin Suzanne wurde sogar in Stuttgart für soziales Engagement und ihren Einsatz für Frauenrechte geehrt. Ein Paradebeispiel für die Bigotterie und Doppelzüngigkeit der Politik. So lange Mubarak nützlich war, wurde er hofiert. Als er strauchelte, ließ man ihn fallen.

Bei aller Freude über das Ende eines diktatorischen Regimes: Ob ein Ägypten ohne Mubarak für den Rest der Welt ein besseres Ägypten sein wird, ist unklar. Zu glauben, die Revolution würde den Menschen kurzfristig Demokratie und Wohlstand bringen, ist jedenfalls absurd. Die Zukunft ist steinig. Im Machtvakuum besteht auch die Gefahr, dass islamistische Kräfte die Oberhand gewinnen - mit unabsehbaren Folgen für die Region. Jetzt haben die Ägypter ihr Schicksal in der Hand. Und der Westen schaut gebannt zu.

Quelle: Fuldaer Zeitung

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