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BERLINER MORGENPOST: zum Sicherheitskonzept der Bahn

Archivmeldung vom 25.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenige Liter Brandbeschleuniger und reichlich kriminelle Energie reichen also, um den Nahverkehr in Berlin lahm zu legen, die Regional- und Fernzüge aus dem Takt zu bringen und das Mobilfunknetz empfindlich zu stören - das ist die unheimliche Erkenntnis nach dem Anschlag auf ein Kabelbündel der Bahn am Ostkreuz. Dass jetzt, wo uns vor Augen geführt wurde, wie verletzlich unser Gemeinwesen ist, eine Sicherheitsdebatte entbrennt, war absehbar. Und eine Diskussion darüber, wie man wichtige Einrichtungen in unseren Städten schützt, ergibt ja auch Sinn.

Ohne Mobilität und Kommunikation läuft nichts im Land, sie sind Grundpfeiler eines modernen Industriestandortes. Die Debatte, die nun losgetreten wird, geht allerdings in die falsche Richtung. Und sie wird am Ende eines nicht bringen: tragbare Konzepte für ein größeres Maß an Sicherheit. Es ist verführerisch - aber wenig hilfreich - die Deutsche Bahn ins Visier zu nehmen und ihre Sicherheitsvorkehrungen zu kritisieren. Der DB-Konzern, der seine Fahrgäste unbestritten oft genug bei Hitze oder Frost - und in Berlin ganzjährig - stehen lässt, ist in diesem Fall Opfer eines Anschlags. Wie die unzähligen Kunden, die seit Wochenanfang wieder mal vergebens auf die S-Bahn warten. Natürlich kann man dem Unternehmen vorwerfen, wie so oft schlecht oder gar nicht über die Einschränkungen informiert zu haben. Bis der Ersatzverkehr rollte, verging viel zu viel Zeit. Und man muss sich schon wundern, dass für derart wichtige Kabelstränge keine Redundanzen vorgesehen sind, Systeme also, die einspringen, wenn diese Leitungen aus welchen Gründen auch immer tot sind. Professionelle IT-Manager verlassen sich jedenfalls nicht auf einen Datenstrang. Offensichtlich hat die Bahn an der falschen Stelle gespart. Nun aber zu fordern, dass der DB-Konzern insgesamt seinen Sicherheitsapparat aufrüsten soll, um all die Anlagen im Land zu schützen, ist mit zu grobem Korn geschossen. Das Gleisnetz ist 34000 Kilometer lang, längs der Trassen stehen 5700 Bahnhöfe, 27000 Züge rattern jeden Tag durchs Land. Was will man aufbieten, um all das perfekt zu schützen? 160 Millionen Euro gibt der Staatskonzern ohnehin jedes Jahr für Sicherheitsvorkehrung aus, 3700 Mitarbeiter sind ständig im Einsatz. Wie viele Millionen mehr müssen es sein, wie viele zusätzlichen Mitarbeiter, um wirklich sicher zu sein? Und wie viel Technik soll aufgeboten werden - reichen Zäune längs der Gleise oder sollen es Mauern sein? Eines ist doch klar: Absolute Sicherheit wird es nicht geben. Aber natürlich sollte man aus der jüngsten Attacke Lehren ziehen. Zum einen, dass es bei der Bahn besonders neuralgische Punkte gibt, die besonders geschützt werden müssen - vor allem wenn Bauarbeiten hinzukommen und Leitungen wie im Fall des Ostkreuzes umständehalber nicht in der Erde liegen. Der Schutz dieser Punkte muss Vorrang vor allem haben, Tag und Nacht. Und es schadet nicht, die Polizei einzubeziehen. Die wichtigste Erkenntnis, die man aus dem Brandanschlag ziehen sollte, ist allerdings die, dass andere womöglich genau so schnell Opfer ähnlicher Attacken werden könnten. Behörden, Unternehmen oder Parteien sollten ganz schnell sicher stellen, dass bei ihnen - anders als bei der Bahn - nicht alles an einem einzigen Kabel hängt. 

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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