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Börsen-Zeitung: Es wird unappetitlich

Archivmeldung vom 29.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bei den Annäherungsversuchen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank hat bemerkenswert früh die unappetitliche Phase begonnen. Wenn die entsprechenden Berichte keine reinen Erfindungen von Medien sind, und davon sollte man auch in der Post-Relotius-Zeit nicht generell ausgehen, dann reden Blau und Gelb schon knapp zwei Wochen nach Ankündigung ergebnisoffener Fusionsgespräche nicht ausnehmend nett übereinander.

Die Deutsche Bank, wird aus "unterrichteten Kreisen" kolportiert, sei "wohl besorgt" über die Qualität des Kreditbuchs der Commerzbank. Man könnte auch die Namen austauschen, die Aussage bliebe so richtig oder falsch wie in der zitierten Fassung. Der Umstand, dass die Güte der Assets bei beiden Beteiligten teils grenzwertig ist, fällt ja schon lange nicht mehr unters Bankgeheimnis. Die Kurs-Buchwert-Verhältnisse zeugen davon.

Derweil sickern vermeintliche Insiderinformationen über ein angeblich miserables erstes Quartal der größten deutschen Bank durch, beziehungsweise sie werden lanciert. Und das Institut sieht sich - wann hat es das zuletzt gegeben? - veranlasst, einen Zeitungsbericht über eine erwogene milliardenschwere Kapitalerhöhung zurückzuweisen. Der Nachrichtenwert und die Belastbarkeit der Spekulationen sind so hoch oder niedrig wie die Glaubwürdigkeit des Dementis. Denn zu wissen, dass das für eine solche Fusion oder Übernahme benötigte Kapital nicht wie Manna vom Himmel fiele, ist Klippschulniveau.

Dass aber gestandene Vorstandsmitglieder, die sich hochoffiziell mit der Prüfung strategischer Optionen in der hier gegebenen Größenordnung befassen, untereinander nicht schon mal über allfällige Kapitalmaßnahmen gesprochen haben sollten, von denen die Realisierbarkeit der Optionen doch abhinge, müsste nicht nur den Aufsichtsrat, sondern gleich die Bankenaufsicht auf den Plan rufen. Denn ein solches Versäumnis ließe an der fachlichen Eignung als Geschäftsleiter zweifeln.

Man darf eben nicht alles, was dieser Tage über "Blau-Gelb" geschrieben und gesendet wird, wörtlich oder gar ernst nehmen. Es ist nun mal schlechter Brauch, dass bei solchen Großprojekten jede Menge Spin Doctors unterwegs sind, berufene wie unberufene. Unter den Insidern wiederum gibt es Legionen von Leuten, die das Vorhaben torpedieren wollen, in diesem Fall sogar aus verständlichen Gründen. Daher wird es alsbald noch mehr Unappetitliches geben. Aber wer sich auf ein solches Abenteuer einlässt, muss damit rechnen - und hat es auch nicht besser verdient.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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