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Börsen-Zeitung: EZB-Prognosen revidieren!

Archivmeldung vom 01.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Volkswirte der Banken können ihre EZB-Zinsprognosen getrost in die Tonne treten. Angesichts der für die Geldpolitik relevanten Daten, die gestern veröffentlicht beziehungsweise bekannt wurden, ist eine Zinssenkung in der Eurozone in weite Ferne gerückt.

Die Inflationsrate im Euroraum springt im März auf 3,5%, der öffentliche Dienst in Deutschland, das ein Drittel der Wirtschaftsleistung sowie der Inflation der Eurozone repräsentiert, bekommt um 5,1% höhere Entgelte und die Kreditvergabe an Unternehmen expandiert auf Rekordniveau. Unterdessen rechnet der Konsens der europäischen Volkswirte damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im zweiten Halbjahr den Leitzins zweimal senken wird. Daraus wird aber nichts.

Zwar werden die inflationsrelevanten Lohnkosten im öffentlichen Dienst nicht in dem Maße steigen, wie die Monatsverdienste anziehen, da die Gewerkschaften offenbar längere Arbeitszeiten akzeptieren und Pauschalzahlungen Teil des Paktes sind. Realistisch ist daher, dass die durchschnittlichen Stundenentgelte in diesem Jahr um etwa 4½% und um 1% im nächsten Jahr steigen werden. Dass diese Zuwächse dem Produktivitätsfortschritt - dem inflationsneutralen Wert - entsprechen, darf getrost bezweifelt werden.

Hinzu kommt, dass die Inflationsrate mit 3,5% inzwischen ein so hohes Niveau erreicht hat, dass auch der sanftesten Taube das Gurren im Halse stecken bleibt. Zur Erinnerung: Die Zielmarke der EZB liegt knapp unter 2%.

Das hartnäckige Argument der Tauben - also der Geldpolitiker, die eine strukturelle Tendenz zu Zinssenkung aufweisen - besagt, dass die Inflationsrate im Jahresverlauf zurückgeht und 2009 wieder unter 2% sinkt. Die sich abschwächende Konjunktur und die globale Finanzkrise würden den Sonderfaktoren Energie und Lebensmittel, die derzeit die Inflation über Gebühr beschleunigen, demnächst den Garaus machen. Nur: Es zeichnet sich weder bei den konjunkturellen Daten noch bei der Kreditvergabe ein Szenario ab, das vermuten ließe, dass die Wirtschaft im Euroraum demnächst so rasant den Bach runtergeht, dass die Inflationsrate um 1,5 Prozentpunkte fallen könnte. In dieser Gemengelage kann, darf und soll die EZB den Leitzins nicht senken. Daran wird sich in diesem Jahr nichts mehr ändern. Volkswirte, es wird Zeit, die Zinsprognosen zu überarbeiten.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Jürgen Schaaf)

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