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Südwest Presse: Kommentar zum Amoklauf

Archivmeldung vom 12.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Warum bringt ein 17-jähriger Schüler 15 Menschen um? Was treibt jemanden zu einer so unfassbaren Tat? Fragen, auf die man kurz nach den dramatischen Ereignissen in Winnenden bei Stuttgart und der sich anschließenden dreistündigen Flucht kaum Antworten finden kann.

Es herrschen weit verbreitete Ratlosigkeit, Entsetzen und Trauer. Nach allem, was bislang bekannt wurde, hat sie ein bis dato unauffälliger und aus einer gut situierten Familie stammender Junge verübt. Es soll jemand sein, mit dem man gerne ausgegangen war, der höflich und kein Außenseiter gewesen sein soll. Diese Beschreibung vergrößert den Schock und die Hilflosigkeit der Eltern, der Freunde, der anderen Schüler, Verwandten und Bekannten, die verzweifelt über sein Motiv rätseln. War er wirklich der ganz normale Junge, wie er jetzt beschrieben worden ist? Oder lebte er vielleicht in einer Art doppelter Identität und allein gelassen mit seinen Problemen? Irgendwo im Verborgenen seiner Seele muss sich die Ursache befinden für den Hass und die Wut, die sich in dem Amoklauf des Jungen entladen hat. Im Moment ist man auf die Spekulationen, Vermutungen und Erklärungsversuche der Experten angewiesen. Ob wir jemals die ganze Wahrheit darüber erfahren, hängt ganz wesentlich von den Ermittlungen der Behörden in den nächsten Tagen ab. Eine umfassende Aufklärung der Fragen macht das furchtbare Geschehen natürlich nicht rückgängig. Sie ist vor allem für die Angehörigen und Nahestehenden der Opfer und des Täters von großer Bedeutung. Denn den Hinterbliebenen erleichtert sie zumindest das Verstehen der Tat. Und dieses Verstehen kann ihnen letztendlich auch Trost spenden. Und in uns, die fassungslos zuschauen, wächst die Erkenntnis, dass Amokläufe trotz aller in jüngster Zeit verschärften Gesetze und Verbote nicht zu verhindern sind. Die Gesellschaft muss sich darüber hinaus fragen lassen, ob sie genügend dafür tut, um einer solchen Tragödie vorzubeugen. Johannes Rau sagte auf der Trauerfeier 2002 nach dem Amoklauf von Erfurt: "Wir leben miteinander und kennen uns häufig nicht. Wir gehen miteinander zur Schule oder zur Arbeit, und wir kümmern uns oft nicht um den anderen." Alle müssten sich gegen eine Verrohung der Gesellschaft wenden, mahnte der damalige Präsident, "und diesen Kampf muss jeder bei sich selber beginnen". Seit gestern wissen wir, dass dieser Kampf noch lange nicht zu Ende ist.

Quelle: Südwest Presse

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