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Berliner Morgenpost: Wir müssen neu lernen, mit dem Winter umzugehen

Archivmeldung vom 12.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, da redete alle Welt vom Klimagipfel. Davon, dass sich die Staatenlenker des Globus auf keine verbindliche Begrenzung des Temperatur-Anstiegs hatten durchringen können. Verdrängt, vergessen. Jetzt reden wieder alle vom Wetter; von Eis und Schnee. Wie passt das zusammen - Hiobsbotschaften zur Meere und Fauna verändernden Erderwärmung, andererseits Tiefkühltemperaturen und Schneemassen auf weiten Teilen des Erdballs?

Klimaforscher haben natürlich auch dafür eine Antwort: Die globale Erderwärmung mache eine Art Atempause, analysiert beispielsweise der TV-erprobte Experte Mojib Latif von der Universität Kiel. So, so, das hat man auch noch nicht so oft aus berufenem Mund gehört ... Bleiben wir bei den Eisestemperaturen und dem Schnee dieser Tage, ohne etwa die prognostizierte langfristige Klimaerwärmung grundsätzlich infrage stellen zu wollen. Es ist schon erstaunlich, wie geradezu hysterisch auf das reagiert wird, was in dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Viele Menschen haben ein kurzes Gedächtnis: Auch vor einem Jahr herrschte sibirische Kälte in Deutschland, 2006 lag das Land wochenlang unter Dauerfrost, zehn Jahre zuvor gab es in Berlin mit minus 19 Grad nicht nur einen Kälterekord, sondern auch eine zugefrorene Havel samt Wannsee als idyllischer Eislaufbahn. Dennoch haben offensichtlich zu viele verlernt, dass es in unseren Breiten noch immer Winter gibt, die diesem Namen gerecht werden, und mit ihm umzugehen. Die Deutsche Bahn warb noch Mitte der 60er-Jahre mit dem Winterslogan "Alle reden vom Wetter - wir nicht" um Reisende, obwohl keineswegs alle ihre Züge immer auf die Minute pünktlich waren. Aber kein Vergleich mit dem, was sich die Berliner S-Bahn in diesen Tagen zusätzlich an Unfähigkeit leistet. Und modernste Technik in den Zügen unserer Zeit ist nur so lange willkommen, wie sie einigen Minusgraden standhält. Dass selbst in Millionenstädten wie Berlin der Schnee nicht gleich wieder taut wie die Butter auf dem Toastbrot, scheinen allzu viele Autofahrer angesichts von immer neuen Horrorszenarien über die Aufheizung des Erdballs auch verdrängt zu haben. Winter - das müssen wir wieder lernen und einplanen - bedeutet eben Entschleunigung. Die Natur mit ihrer Wetterwendigkeit lässt sich nicht zwingen. Das kann für uns Menschen gerade im Winter unbequem sein, zugleich aber eine Quelle der Freude. Verschneite Landschaften, strahlende Kinderaugen bei der ersten Schlittenfahrt - der Winter ist wunderschön. Aber auch sehr hart, entbehrungsreich, ja lebensgefährlich. Für Menschen, die alles verloren haben, die bei Eis und Schnee keine Wohnung haben, die obdachlos sind. Sie können sich nicht aus eigener Kraft auf den Winter vorbereiten. Sie sind die wirklichen Leidtragenden in diesen Wochen. Sie sind auf Hilfe angewiesen. Einmal mehr ist auf die Berliner Verlass, wie der Erfolg der Spendenaktion auch der Berliner Morgenpost beweist.

Quelle: Berliner Morgenpost

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