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Börsen-Zeitung: Der falsche Kandidat

Archivmeldung vom 19.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Er ist eine Koryphäe in Sachen Rechnungslegung. Er ist ein brillanter analytischer Kopf mit fundiertem Allgemein- und Detailwissen. Er hat während seines Aufstiegs auf der Karriereleiter nie die Bodenhaftung verloren. Er versteht etwas von Kommunikation und Rhetorik, gefällt durch Offenheit, klare und verständliche Sprache. Er ist ein Teamplayer und erfreut sich in allen Säulen des deutschen Kreditgewerbes, aber zum Beispiel auch bei vielen Medienvertretern enormer Wertschätzung, nicht zuletzt weil er ein angenehmer, unprätentiöser und gewinnender Zeitgenosse ist.

Wenn man Michael Kemmer, von dem hier die Rede ist, kennt, fällt es schwer, ihm nicht wohlgesinnt zu sein. Und dennoch: Der frühere Vorstandsvorsitzende der BayernLB ist der falsche Kandidat für das Amt des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB).

Allmählich muss man sich über den Vorstand des BdB wundern. Ist die Not so groß? Oder wollen maßgebliche Kräfte die institutsübergreifende Interessenvertretung endgültig kaltstellen? Bei aller persönlichen Hochachtung: Gegen Kemmer ermitteln Staatsanwälte wegen Untreueverdachts, weil die Landesbank 2007 - Kemmer war Finanzvorstand - beim Erwerb der Hypo Alpe Adria vielleicht ein paar hundert Millionen Euro zu viel durch den Schornstein gejagt hat. Keine Vorverurteilung! Aber bitte auch keinen "Vor-Freispruch"! Es geziemt sich schon aus Respekt vor den Strafverfolgern, vor einer so weitreichenden Personalentscheidung das Ergebnis dieser Ermittlungen abzuwarten. Oder könnte ein Verbandschef im Falle einer Anklage sein Amt unbeschwert (und ungeniert) weiter ausüben?

Von der strafrechtlichen Bewertung abgesehen: Kemmer saß mindestens auf dem Beifahrersitz, als die BayernLB mit Karacho gegen die Wand gefahren wurde und einen Milliardenschaden zulasten der Steuerzahler hinterließ. Wie glaubwürdig und durchsetzungsstark wäre wohl ein dafür Mitverantwortlicher als Bankenlobbyist in Berlin, Brüssel oder - besonders bizarr - gelegentlich auch mal in der Bayerischen Staatskanzlei?

Und nur noch am Rande: Kemmer war nicht allein Landesbankchef, sondern obendrein einer der Vizepräsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Jetzt also soll er mal schnell einen neuen Hut aufsetzen und mit gleicher Inbrunst wie zuvor die öffentlichen künftig die privaten Bankeninteressen vertreten?

Quelle: Börsen-Zeitung

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