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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Videoschiedsrichter: Millionenschwere Folgen

Archivmeldung vom 09.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Beim Supercup Dortmund gegen Bayern kam zum ersten Mal in Deutschland der Videoschiedsrichter bei einem Pflichtspiel zum Einsatz. Bei beiden Toren der Münchner entschied der Videoreferee korrekt. Ein Zeichen, dass die Technologie ein wichtiges Hilfsmittel ist, um Fehlentscheidungen der Unparteiischen zu minimieren.

Denn grobe Fehler bei Roten Karten, Elfmetern oder Toren kann sich der Profifußball nicht leisten. Da es am Ende einer Saison um Millionenbeträge geht, zahlt sich der Einsatz der Technologie aus. Wenn wichtige Entscheidungen wie die Teilnahme an der Champions League oder der Abstieg in die 2. Liga anstehen, geht es nicht nur um sportliche, sondern auch um wirtschaftliche Aspekte.

Der Hamburger SV hätte in der Saison 2015/16 seinen Spieleretat von 120 auf 75 Millionen Euro eindampfen müssen - wenn der Fußballdino in der Relegation im Mai 2015 gegen Karlsruhe abgestiegen wäre. Zudem hätte der HSV im deutschen Unterhaus auf mindestens 30 Millionen Euro Einnahmen verzichten müssen. Ein Abstieg mit millionenschweren Folgen. Nicht nur die Millionen fließen immer schneller von einem Konto zum anderen (jüngstes Beispiel sind 222 Millionen Euro für Neymar), auch die Sportler werden immer flinker.

Der Fußball wird dynamischer. Die Spieler laufen heute weitaus mehr als beispielsweise die WM-Helden von 1954. Wissenschaftler haben errechnet, dass die durchschnittliche Laufstrecke im Finale damals nur rund drei Kilometer betragen haben soll. In den 1970er-Jahren legten Beckenbauer und Co. etwa sechs Kilometer pro Spiel zurück. Heute dagegen rennt ein Innenverteidiger im Durchschnitt 10,9 Kilometer. Im Profifußball hat neben der Laufquantität auch die Sprintintensität zugenommen. Tarik Elyounoussi sprintete in der Saison 2014/15, damals für Hoffenheim, im Schnitt 41-mal pro Spiel. Den Höchstgeschwindigkeitsrekord stellte vor zwei Jahren Pierre-Emerick Aubameyang mit 35,44 km/h auf.

Klar ist, dass durch diese Spitzengeschwindigkeiten die Entscheidungen für die Schiedsrichter immer kniffliger werden. In realer Geschwindigkeit ist für die Linienrichter eine Abseitsposition oftmals kaum zu erkennen. Durch den Video-Schiedsrichter werden die Unparteiischen vor krassen Fehlern geschützt. In 144 Partien während der Testphase identifizierten die Experten bis Weihnachten 44 Fehlentscheidungen. 33 davon hätte der Videoschiedsrichter zurecht korrigiert.

Das ist eine beachtliche Erfolgsquote von 75 Prozent. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wirbt damit, dass die Entscheidungen des Videoschiedsrichters transparent sind. Nach dem ersten Pflichtspieleinsatz in Deutschland hat die neue Technologie dieses Versprechen noch nicht eingelöst. Denn sowohl die Fans im Stadion als auch die Zuschauer an den Bildschirmen tappten beim Einsatz im Dunkeln. Im Stadion wurde auf der Leinwand zwar angezeigt, dass der Video-Schiedsrichter um Rat gefragt wird, die Auflösung sahen die knapp 80 000 Menschen in Dortmund aber nicht.

Dem Zuschauer zuhause wurde beim 1:1 der Bayern die nötige Abseitslinie verwehrt, beim Ausgleichstreffer in der 88. Minute war gänzlich unklar, was überprüft wurde. An der Transparenz muss die DFL also noch arbeiten. Doch das Projekt steht am Anfang. Die Verantwortlichen müssen die kleinen Probleme wie angekündigt lösen und den Zuschauern zum Beispiel die Abseitslinie einblenden. So kann der Fan nachvollziehen, warum der Referee Abseits gepfiffen hat und das Tor nicht zählen lässt. Dann wird der Videoschiedsrichter besser akzeptiert - auch von den Kritikern und Fans.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots) von Bernhard Neumayer

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